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Das Herzogtum Wirtemberg im 16. Jahrhundert

Der Aufstand der Remstaler Bauern1

(Teil 4 von 5)

Der Höhepunkt des „Armen Konrad“

Der Tübinger Vertrag
Der Tübinger Vertrag

In verschiedenen Gegenden Wirtembergs, und zwar im Glems- und Remstal, weigerte sich die Landbevölkerung auf den Tübinger Vertrag zu huldigen.

Nach einem Hilfegesuch des Herzogs Ulrich von Wirtemberg machten sich die Truppen des Markgrafen Philipp I. von Baden am 27. Juli 1514 auf den Weg nach Leonberg im Glemstal. Die Nachricht vom Anrücken der auswärtigen Krieger dämpfte die Stimmung der Leonberger, die auf den Tübinger Vertrag huldigten.

Im Remstal, in der Wiege des Bauernaufstandes des „Armen Konrad“, war die Situation weit ernsterer.

Das Remstal
Das Remstal
Herzog Ulrich
Herzog Ulrich

Gleich nach der Bestätigung des Vertrages am 10. Juli 1514 ließ Herzog Ulrich den Remstalern verkünden, einen Tag zu bestimmen, an dem er ihnen persönlich die Huldigung abnehmen würde.

Er entschied die Bauern ohne Rüstung und ohne Waffen vor der Stadt Schorndorf zu treffen und ritt mit nur von seinem Hofgesinde begleitet, mit zirka 80 Pferden nach Schorndorf. Zirka 7.000 Bauern erschienen bewaffnet mit Schwertern, Speeren, Schießgewehren und Harnischen am Treffpunkt ein.

Noch während des Vorlesens des Tübinger Vertrages durch den „verhassten“ Marschall Konrad Thumb von Neuburg konnte man Worte hören, wie „Verräther und Diebe, die sich vom Geld des Landes schöne Häuser bauen ....sen [Ulrichs] Schwelgen sey Schuld daran, daß ihre Weiber und Kinder Hunger litten, die vornehmen Müßiggänger, der Schwarm seiner Sänger und Pfeifer, die Erpressungen und Unterschleife [Täuschungen] der Beamten seyn an allem Elend Schuld“.

Wilhelm Zimmermann: Allgemeine Geschichte des grossen Bauernkrieges: nach handschriftlichen und und gedruckten Quellen, 1. Teil, Franz Heinrich Köhler Verlag, Stuttgart, 1841, S. 233;
Ansicht von Schorndorf, Kiesersche Forstkarte, 1685
Ansicht von Schorndorf,
Kiesersche Forstkarte, 1685

Ulrich war in der Stadt geblieben und nachdem er erfuhr, was vor der Stadt passierte, ritt er wütend hinaus, sicher dass sein Anblick und sein Federhut die Bauern erschrecken würde.

Als die Bauern ihn ankommen sahen, schlossen sie sich in Reihen, als stellten sie sich in Schlachtordnung. Ulrich aber ritt vor sie hin, rügte sie wegen ihrer Widerspenstigkeit und forderte sie auf ruhig heim zu gehen und ihre Güter zu bestellen. Dann würde er alles, was bisher geschehen war vergessen und sie nicht bestrafen. Aus dem Haufen wurde ihm aber zugerufen, dass er damit seine Schuldenlast nicht erledigte.

Es entstand ein großes Getümmel und Geschrei
Es entstand ein großes Getümmel und Geschrei

Da nahm Marschall Thumb das Wort und rief, wer zum Herzog halten wolle, solle auf seine Seite treten. Daraufhin entstand ein großes Getümmel und Geschrei und alle wichen weit weg vom Herzog, auf die entgegengesetzte Seite. Ulrich stand allein mit seinen Hofleuten da und wusste nicht, was er tun und sagen sollte. Als er sein Pferd wandte fiel ihm Claus Schlechtlin von Heppach in den Zaum und ein anderer, Veit von Buoch, wohnhaft in Grunbach, wagte sich herbei und stach mit dem Spieß nach dem Herzog. Der Herzog aber gab seinem Pferd die Sporen und konnte dem Todestoß entrinnen. Ruprecht von Beutelsbach: „Schießt auf den Schelm und laßt ihn nicht entreiten!“

Wilhelm Zimmermann: Allgemeine Geschichte des grossen Bauernkrieges: nach handschriftlichen und und gedruckten Quellen, 1. Teil, Franz Heinrich Köhler Verlag, Stuttgart, 1841, S. 234;

 

Der Schorndorfer Verband hatte den Entschluss gefasst, den Herzog lebendig oder tot in seine Gewalt zu bekommen. Aber ehe etwas geschehen konnte, war der Herzog außer ihrem Bereich.

Ulrich ritt eilig nach Stuttgart zurück und hinterließ den Befehl an die Stadt und das Amt Schorndorf, ihren Entschluss, ob sie den Tübinger Vertrag annehmen wollen oder nicht, ihm in die Residenz wissen zu lassen, er wollte ihnen drei oder vier Tage Bedenkzeit geben.

Ansicht der Stadt Stuttgart, Stich von Merian, 1634
Ansicht der Stadt Stuttgart, Stich von Merian, 1634

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1 Quellen: Wilhelm Zimmermann: Verschiedene Autoren: Geschichten aus schweren Zeiten, Württembergische Volksbücher Herausgegeben vom Württ. Evangel. Lehrer-Unterstützungs-Verein, Verlag von Holland & Josenhans, Stuttgart;

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