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Das Herzogtum Wirtemberg im 16. Jahrhundert

Die Ermordung des Stallmeisters Hans von Hutten

Herzog Ulrich von Wirtemberg und Hans von Hutten
Herzog Ulrich von Wirtemberg
und Hans von Hutten

Als Herzog Ulrich dann auch noch seinen Stallmeister Hans von Hutten, den Mann seiner Geliebten Ursula Thumb von Neuburg, jähzornig erschlug und Mitten im Frieden die freie Reichsstadt Reutlingen überfiel, vertrieben ihn die Truppen des Schwäbischen Bundes1 1519 unter Anführung seines bayrischen Schwagers Herzog Wilhelm IV. aus dem Land.

Gegen Ersatz der Kriegskosten überließ der Schwäbische Bund Württemberg an Österreich. Kaiser Karl V. wies es bei seiner Länderteilung im Februar 1522 seinem Bruder Ferdinand I. zu.

 

Der Bauernkrieg

1524/25 kam es durch die unbefriedigenden Verhältnisse (Leibeigenschaft, Frondienste, Feudalsabgaben) der Bauern zum Bauernkrieg, der vom Schwäbischen Bund niedergeschlagen wurde. Schätzungsweise verloren 100.000 Bauern das Leben.

Bauernkrieg in Wirtemberg und Österreich in Gelb
Bauernkrieg in Wirtemberg und Österreich in Gelb

Herzog Ulrichs Rückkehr

Philipp I. von Hessen
Philipp I. von Hessen

Ulrich selbst, der den Anspruch auf Württemberg zu keiner Zeit aufgab, hielt sich zuerst in der Schweiz, danach in der wirtembergischen Grafschaft Mömpelgard auf. Sein erster Versuch, die Herrschaft wieder zu erlangen, misslang im Jahr 1525. Mit Hilfe seines protestantischen Vetters, Landgraf Philipp I. von Hessen, gelang es Ulrich 1534, die Regierung wieder zu übernehmen. Wirtemberg blieb nach dem Vertrag von Kaaden weiterhin ein österreichisches Afterlehen2 (erst 1599 wurde es wieder zum Reichslehen).

 

Die Reformation in Wirtemberg

Während seines Aufenthaltes in der Schweiz wandte sich Ulrich dem Protestantismus zu. Nach Ulrichs Rückkehr aus dem Exil führte er ab 1534 die Reformation in Württemberg ein, also erst 17 Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg. Nun war der Herzog von Wirtemberg auch Oberhaupt der evangelischen Landeskirche3.

Ihm standen die Reformatoren Ambrosius Blarer, Johannes Brenz und Erhard Schnepf zur Seite. Anfänglich war die württembergische Reformation der Versuch einer Vermittlung zwischen der zwinglianischen und der lutherischen Ausrichtung. Mit der Entlassung Blarers 1538 war jedoch der Weg frei für eine rein lutherisch geprägte Fürstenreformation, die mit der Säkularisierung von Kirchengut einherging.

Konfessionsverteilung in Mitteleuropa um 1555
Konfessionsverteilung in Mitteleuropa um 1555
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Wirtemberg unter Herzog Christoph

Herzog Christoph (1550-1568)
Herzog Christoph

Als erster Landesvater des reformierten4 Wirtemberg galt dann Ulrichs 35-jähriger Sohn, der als Herzog Christoph von 1550 bis 1568 regierte.

Mit Hilfe einiger Reformatoren konsolidierte er ab 1555 die protestantische Kirche, führte die Große Kirchenordnung ein und ließ die Volksschulen einrichten. Wirtemberg wurde zu einem Kernland der lutherischen Reformation.

 

das Alte Schloss in Stuttgart
das Alte Schloss in Stuttgart

Die Burg in Stuttgart baute er zu einem prächtigen Renaissance-Schloss mit Arkadenhof, Turnierplätzen, Pavillons und Wasserspielen um.

Nach seinem Tod am 28. Dezember 1568 war das Land wieder geordnet und in sich geeinigt.

 

Wirtemberg unter Herzog Ludwig

Herzog Ludwig
Herzog Ludwig

Ihm folgte sein einzig überlebender Sohn Ludwig im Alter von 14 Jahre.

Wegen seines intensiven Bibelstudiums wurde er auch „Der Fromme“ genannt. Er übernahm in einer friedvollen Zeit die Regierungsgeschicke, liebte die Geselligkeit, war den weltlichen Dingen nicht abgeneigt und förderte die Kunst. Ludwig verstarb 1593 ohne Nachkommen zu hinterlassen und sas Herzogtum ging an die Linie Wirtemberg-Mömpelgard.

Wirtemberg unter Herzog Friedrich I.

Herzog Friedrich I.
Herzog Friedrich I.

 

Herzog Friedrich I. regierte von 1593 bis 1608. Ihm gelang es 1599 Wirtemberg für die ungeheure Summe von 400.000 Gulden aus dem Afterlehensverhältnis der Habsburger zu lösen und somit wieder die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen.

 

 

 

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1 Schwäbischer Bund: Vereinigung, die 1488 von 20 schwäbischen Reichstädten gegründet wurde und ursprünglich zur Sicherung des Landfriedens diente; entwickelte sich aber im Lauf der Zeit, besonders unter Kaiser Maximilian I., zum Instrument der Hausmachtpolitik der Habsburger, die in Oberdeutschland reich begütert waren.
An der Spitze des Bundes stand ein Bundesrat, der sich aus Vertretern der Städte, der Ritter und der Fürsten zusammensetzte. Der Schwäbische Bund wurde mehrmals erneuert, hatte etwa 12.000 Fußsoldaten und 1.200 Ritter zur Verfügung und entwickelte sich zu einer bedeutenden politischen Kraft; er trug 1499 die Hauptlast des „Schwabenkrieges” gegen die Schweizer Eidgenossenschaft, vertrieb 1519 Herzog Ulrich von Württemberg nach dessen Bruch mit dem Schwäbischen Bund und schlug den Bauernkrieg in Schwaben und Franken nieder. 1534 löste sich der Bund im Zug der Reformation aufgrund konfessioneller Spannungen zwischen seinen Mitgliedern auf.

2 Afterlehen: durch einen Lehnsträger (Vasall) weiterverliehenes Lehen

3 Evangelische Landeskirche in Württemberg = Herzog Ulrich von Württemberg setzte 1534 in seinem Herzogtum Württemberg die Reformation durch. Dies war das Gründungsjahr der Evangelischen Landeskirche. Der Herzog, später der jeweilige König von Württemberg, war damit auch Oberhaupt der Landeskirche als so genannter summus episcopus, d.h. der jeweilige Herrscher vereinigte die weltliche und die kirchliche Macht.
Die Evangelische Landeskirche in Württemberg war damit von Anfang an eine Lutherische Kirche, doch ist die Gottesdienstform der reformierten Tradition verpflichtet, d.h. die Gottesdienstfeier wird schlicht abgehalten (Oberdeutsche Form). Die in lutherischen Gemeinden sonst übliche Form der Lutherischen Messe wird nur selten praktiziert.
Eine Besonderheit der Württembergischen Landeskirche ist die enge Verbindung mit dem Pietismus. Bis 1806 war das Herzogtum Württemberg das größte protestantische Territorium im ansonsten katholischen Südwesten Deutschlands. Erst als dann Württemberg Königreich wurde und von Napoleons Gnaden große katholische Gebiete (Oberschwaben) zugeschlagen bekam, endete diese einheitlich religiöse Struktur.
Deshalb wurde von Seiten der Obrigkeit besonders streng auf die Einhaltung des lutherischen Bekenntnisses geachtet, was oft zu einem gewissen Dogmatismus in der Theologie führte. Als Gegenbewegung etablierte sich der Pietismus, dessen wichtigstes Kennzeichen bis heute die persönliche Frömmigkeit ist.
Das Verhältnis von offizieller Landeskirche und Pietisten war oft schwierig, allerdings gab es auf beiden Seiten immer wieder Menschen, die Verständnis für den jeweils anderen hatten, so dass sich die meisten pietistischen Gruppen innerhalb der Landeskirche entwickelten.Viele Kirchengemeinden im altwürttembergischen Raum haben bis heute eine pietistische Prägung.
Seit dem späten 19. Jahrhundert entstanden auch in bisher römisch-katholischen Gebieten (Süd-)Württembergs evangelische Gemeinden.
4 Reformation bezeichnet im engeren Sinn eine kirchliche Erneuerungsbewegung im 16. Jahrhundert, die in Deutschland überwiegend von Martin Luther, in der Schweiz von Johannes Calvin und Ulrich Zwingli angestoßen wurde und zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert) führte.

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