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Die bessarabischen Juden in den Donaufürstentümern

 

das Fürstentum Moldau (1359 -1418)
das Fürstentum Moldau (1359 -1418)

nach 1360 wurde das Gebiet Bessarabien nach und nach dem Fürstentum Moldau an-geschlossen.

Ende des 14. Jahrhunderts wurde der südliche Teil der Region (Tartaria Bielogrodensis) für mehrere Jahrzehnte ein Teil des Fürstentums Walachei.

 

Fernhändler
Fernhändler

In dieser Zeit gab es in den Donaufürstentümern, Moldau und Walachei, nur wenige Juden. Meistens handelte es sich um Fernhändler, die seit dem 14. Jahrhundert in Orten entlang der großen Handelsstraßen erwähnt werden.

Durch das Fürstentum Moldau verlief ein Handelsweg, der von Polen zur Krim und nach Konstantinopel1 führte.

Das Fürstentum Walachei befand sich wiederum an der Gabelung von zwei Handelswegen: Der eine führte in den Süden nach Konstantinopel, der andere über die Karpaten nach Ungarn.

Konstantinopel
Konstantinopel

 

Die in den Fürstentümern produzierten Lebensmittel dienten vor allem zur Versorgung der Bewohner von Konstantinopel, den Transfer besorgten teilweise jüdische Händler.

 

 

Osmanen
Osmanen

Beide Fürstentümer waren seit dem 15. Jahrhundert (Walachei ab 1415, Moldau ab 1489) Vasallen2 der Osmanen und hatten bis ins 18. Jahrhundert walachische und moldauische Herrscher.

Um die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, wurden die Juden nun auch ermutigt, sich in den Donaufürstentümern niederzulassen.

 

Mehmed II.
Mehmed II.

In jener Zeit waren die Juden in autonomen Gemeinschaften organisiert und unterlagen der Aufsicht des Hahambaşı, dem Oberrabbiner, in Iași. Die Institution des Hahambaşı wurde 1452 von Sultan Mehmed II., dem Eroberer Konstantinopels, geschaffen, mit dem Ziel, die ethnisch und kulturell sehr verschiedenen Untertanen so weit wie möglich nach ihren eigenen Gesetzen zu regieren. Der Hahambaşı hatte während des osmanischen Reiches weitgehende Gesetzgebungs- und Recht-sprechungsgewalt über die Mitglieder seiner Gemeinschaft und direkten Zugang zum Sultan.

 

Auf Phasen weitgehender Duldung folgten Abschnitte von eher minder ausgeprägten Verfolgungen. Brutale antisemitische Maßnahmen und blutige Ausschweifungen waren in der Moldau und in der Walachei aber eher selten.

 

Im 18. und 19. Jahrhundert waren die Juden hauptsächlich im lokalen Handel und in der Schnapsdestillation tätig, während andere mit den Nachbarländern handelten.

jüdisches Wirtshaus
jüdisches Wirtshaus; das Schankrecht war im Mittelalter oft mit dem Braurecht verbunden

 

Im Kulturellen war das bessarabische Judentum in jener Zeit nicht weit fortgeschritten, da es sich von der ihnen größtenteils feindlich gesinnten christlichen Umwelt absonderte. Ihr geistiges Interesse beschränkte sich lange Zeit ausschließlich auf die rabbinische Literatur.

 

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1Konstantinopel = alter Name der heutigen am Bosporus gelegenen Stadt İstanbul in der Türkei.
Der römische Kaiser Konstantin I., genannt Konstantin der Große, machte die eher kleine griechische Kolonialstadt Byzantion (Byzanz) im Jahre 330 zur Hauptstadt des Römischen Reiches und nannte sie "Nova Roma" (Das zweite Rom). Nach seinem Tode benannte man sie zu seinen Ehren in Konstantinopel um.
Konstantinopel war lange das Zentrum der Christenheit. Sie verband das Erbe der Römer mit der Philosophie der Griechen und dem Glauben der Kirchenväter. Im 12. Jahrhundert hatte Konstantinopel 1 Million Einwohner, die größte Stadt der Welt; 300 Jahre später lebten dort nur noch 50.000 Menschen. Die Perle der Christenheit hatte ihren Glanz verloren.

2Vasallenstaat = ein meist tributpflichtiger Staat, der von einem anderen größeren, mächtigeren Staat abhängig ist und von diesem völkerrechtlich vertreten sowie militärisch geschützt wird. Rechtlich ist der Vasallenstaat zwar souverän, steht aber im Hinblick auf seine außenpolitische Ausrichtung und seine gesellschaftliche Struktur unter dem beherrschenden Einfluss der Großmacht.

 

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