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Die Bedeutung des Kreuzzuges

(Teil 1 von 2)

um es mit unseren modernen Augen besser verstehen zu können, soll hier erst einmal näher auf den Begriff "Kreuzzug" eingegangen werden, der für uns ja ein typisches Charakteristikum des Mittelalters darstellt.

Pilger am Heiligen Grab
Pilger am Heiligen Grab

In der Zeit des ersten Kreuzzuges sprach man eigentlich noch von ,,Reise" oder ,,Pilgerfahrt" in Richtung Jerusalem1, der Heiligen Stadt. So gesehen war das, was wir in der Gegenwart als ,,Kreuzzug" bezeichnen, nichts Neues, da es immer schon Pilgerfahrten ins Heilige Land gegeben hatte.

Sebastian 
        Vranx: Wallfahrer bei einer Stadt
Sebastian Vranx: Wallfahrer bei einer Stadt

 

Papst Urban II.: Deus lo vult (Gott will es)
Papst Urban II.: Deus lo vult (Gott will es)

Das Neuartige daran war die Komponente ,,Heiliger Krieg", zu dem Papst Urban II. 1095, “Deus lo vult“ (spätlateinisch für „Gott will es!“), aufrief und den christlichen Kriegern den Erlass ihrer Sünden versprach. Es handelte sich also um eine von einer höheren Instanz initiierten Bewegung, deren Anhänger nicht mehr nur friedlich pilgerten, sondern bewaffnet nach Jerusalem zogen, um die Heilige Stadt und das Grab Christi, das sie als rechtmäßiges Eigentum der Christenheit ansahen, aus dem Besitz der “ungläubigen Moslems“ zurück-zuerobern.

Mit der christlichen Friedensbotschaft, die Gewalt ablehnt und zur Nächsten- und Feindesliebe auffordert, ließ sich das Unternehmen durch das Wort ,,heilig" in Einklang bringen.

Simone Martini: Augustinus von Hippo
Simone Martini: Augustinus von Hippo

Der Kirchenvater Augustinus von Hippo rechtfertigte z.B. den Heiligen Kriege, wenn sie zur Verteidigung, oder im Falle eines Kreuzzuges, der Rückeroberung ursprünglich christlichen Besitzes, der Heiligen Stadt, diente. Gestützt auf die These des Augustinus, dass sich die Kirche ausbreiten solle, durfte sich ein Kreuzzug also grundsätzlich "gegen jeden Gegner der Kirche" richten. Alle Handlungen geschahen somit im Interesse Gottes, “ Deus lo vult“, und waren dadurch legitimiert.

Weitere Aspekte des Kreuzzugsgedankens waren aber auch das Ablegen eines Gelübdes, der Sündenablass und die Zuerkennung weltlicher Privilegien an die Kreuzfahrer.

 

Aber wie war nun eigentlich diese mittelalterliche Kreuzzugsstimmung?

Als Papst Urban II. 1095 die Christen aufrief nach Jerusalem zu ziehen, um die Heilige Stadt, die seit 1071 in den Händen der "ungläubigen" Muslimen war, zu befreien, wurde ein Kreuzfahrerheer organisiert, das sich durch ein Gelübde an die Aufgabe band, das Heilige Land zurück-zuerobern.

Urban II. ruft 1095, auf der Synode con Clermont, zum ersten Kreuzzug auf
Urban II. auf der Synode con Clermont

 

Kurz vor dem Aufbruch des Heeres in Frankreich brachen marodierende Kreuzfahrerbanden, eine unorganisierte Volksmasse aus Armen und Entrechteten, aus Alten und Kranken, aus Frauen und Kindern überstürzt auf den Weg ins Heilige Land auf.

Wanderprediger
Wanderprediger

Zahlreiche charismatische Wander-prediger hatten den Kreuzzugs-gedanken unter der Bevölkerung verbreitet. Tausende Menschen ließen alles stehen und folgten ihnen auf dem Weg nach Jerusalem zur Befreiung des Heiligen Grabes. Aus religiöser Überzeugung wollten sie entweder selbst sterben oder "Ungläubige" bekehren. Es herrschte eine fromme Begeisterung, die jedoch jederzeit in Hysterie und Aggression umschlagen konnte.

Der Benediktinermönch Guibert von Nogent berichtet in seiner Geschichte Dei gesta per Francos (Gottes Taten durch die Franken) über den ersten Kreuzzug:

„Selbst die Armen wurden von einem so glühenden Eifer entflammt, dass keiner von ihnen sich damit aufhielt, an seine bescheidenen Einkünfte zu denken oder zu überlegen, ob er es sich leisten könnte, sein Haus, seine Weingärten oder seine Felder aufzugeben“.

 

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1 Jerusalem wird von Christen, Juden und Muslimen als Heilige Stadt angesehen. Für alle drei dieser Religionen ist Jerusalem als Wirkungsort verschiedener Propheten wie Abraham, Salomon, David, Zacharias und anderen bedeutend. Orte, wie der Tempelberg, sind seit jeher umstritten und Ursache für Konflikte.

 

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