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Diskriminierende Judengesetze

wenn die Juden im 11. Jahrhundert von den Fürstenhäusern geachtet und beschützt wurden, galten sie im 12. Jahrhundert als Bevölkerungsklasse niederen Ranges.

 

Judengasse
Judengasse

Das 3. Laterankonzil (1179) hatte allgemein formuliert, „dass Juden den Christen unter-geordnet sind und von diesen allein aus Menschlichkeit beschützt werden“.

Die Kirche untersagte aus Glaubensgründen das Zusammen-leben zwischen Christen und Juden, sodass die Juden fortan in zugewiesenen Wohnvierteln (Ghettos1), die in Deutschland Judengasse oder Judenstadt genannt wurden, lebten. Diese Wohnviertel waren von Mauern und Toren abgesperrt, wurden bei Sonnenuntergang verschlossen und bewacht, damit niemand hinein und heraus kam.

 

MMatthäus Paris: Konzil
Matthäus Paris: Konzil

Während des 4. Laterankonzils (1215) erließ Innozenz III. eine Reihe von antijüdischen Verordnungen, die die Weichen in die Zukunft stellen sollten und die zunehmende Stigmatisierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung zur Folge hatte.

Einige der 70 Verfügungen betrafen Zusammenhänge, die als unerträglicher jüdischer Einfluss auf Christen in Betracht gezogen wurden. Zum Beispiel: „Da es recht widersinnig ist, daß jemand, der gegen Christus lästert, Macht über Christen ausübt, verbieten wir, Juden in öffentlichen Ämtern Vorrang zu geben, da ihnen das den Vorwand liefert, ihrem Zorn gegen Christen freien Lauf zu lassen“ (Kanon 55).

 

Der gleiche Kanon untersagte es Juden, während der Karwoche (vom Gründonnerstag bis Ostermontag) öffentlich in Erscheinung zu treten und Christus zu lästern. Ein weiteres Gesetz verbot jüdischen Geldverleihern, Christen durch „ihren schweren, maßlosen Wucher“ zu unterdrücken. Auch wurde die Geistlichkeit angewiesen, Geschäfte mit Juden zu vermeiden. Außerdem wurde ihnen verboten, sich in größeren Gruppen als zu zweit auf den Straßen zu bewegen.

Bei Verstoß gegen eine der getroffenen Verordnungen musste teilweise ein Bußgeld gezahlt werden. Die Höhe des Betrages war dann von Fall zu Fall verschieden.

 

Geldverleih
Der Geldverleih war eine der wenigen Tätigkeiten,
die der jüdischen Bevölkerung in Europa erlaubt war

Außerdem schloss das Kirchenkonzil die Juden von Handwerk und Gewerbe aus, so dass sie in die Rolle von Pfandleihern, Geldwechslern und Zinsnehmern gedrängt wurden. Das Geldleihgeschäft gewann immer mehr an Bedeutung. Die Zinsen, die die Juden von ihren christlichen Mitbürgern verlangten, brachte die verarmte und verschuldete Bevölkerung der Städte immer mehr gegen sie auf. In den Augen des Volkes waren sie vogelfrei, und als Wucherer Räuber und Diebe geworden, in den Augen der Kirche Ketzer, da sie sich nicht taufen ließen. Durch den kirchlichen Einfluss wurde aus dem biblischen Judas der habgierige, geldgierige, machtgierige „Wucherjud". Dieser Hass wurde noch verstärkt, als sich die Juden durch überhöhte Zinsen zusätzliche Gelder verschaffen mussten, um gegen die Zahlung hoher Summen einige unschätzbare Rechte zugesichert zu bekommen.

 

Anton Burger: Judengasse in Frankfurt am Main
Anton Burger: Judengasse in Frankfurt am Main

Kanon 68 des Konzils verkündete: "Da der Umgang mit Juden den Gläubigen, die schwach im Glauben sind, schaden könnte, sollte ihnen der Umgang mit Juden gänzlich verboten werden, da sie leicht zu Blasphemie (Gotteslästerung) und Sünden verleitet werden könnten".

Die Juden sollten daher abgesondert von den Christen und weit weg von den Kirchen in typischen Judenvierteln wohnen, die durch Mauern und Tore abgesperrt wurden. Das älteste geschlossenen Judenviertel (Ghetto1) in Deutschland wurde 1462 in Frankfurt am Main eingerichtet.

Aus diesem Grund sei es wichtig die Juden äußerlich von anderen unterscheiden zu können:

„….. In manchen Provinzen unterscheiden sich die Juden und Sarazenen (Muslimen) von den Christen, durch verschiedene Kleidung, aber in einigen Provinzen hat sich die Vermischung derart eingebürgert, dass sie durch keinerlei Unterschied mehr auseinandergehalten werden können. Daher kommt es bisweilen vor, dass Christen mit jüdischen oder sarazenischen Frauen und Juden oder Sarazenen mit christlichen Frauen aus Versehen verkehren. Damit die Auswüchse dieser Vermischung, die man nur verurteilen kann, …... kein Schlupfloch mehr finden können, bestimmen wir: Die Juden und Sarazenen beiderlei Geschlechts müssen sich in jeder christlichen Provinz und zu aller Zeit durch die Art ihrer Kleidung in der Öffentlichkeit von anderen Völkern unterscheiden; denn schon durch Mose ist ihnen dies, wie zu lesen ist auferlegt worden2 .“

aus: Josef Wohlmut: Dekrete der ökumenischen Konzilien - Konzilien des Mittelalters, Band 2, Paderborn, 2000, S. 265-266;

 

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1 Die Bezeichnung Ghetto wurde zum ersten Mal im 16. Jahrhundert verwendet und stammt wahrscheinlich vom venezianischen Gettore ab, die volkstümliche Bezeichnung für den Stadtteil Cannaregio, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich eine Gießerei befand (Dialektbegriff ghèto von getto = Guss). Andere Herleitungen beziehen sich auf das hebräische Wort Get = „abtrennen“.
Bei Sonnenuntergang wurde das Ghetto verschlossen, so dass die jüdischen Bewohner nur tagsüber freien Zugang zu den übrigen Stadtbezirken hatten. Im Ghetto durften keine Christen wohnen, außerhalb des Ghettos keine Juden. Im christlichen Teil durften sie keine Läden besitzen. Um einer Überfüllung des Ghettos vorzubeugen, durfte nur das älteste Kind einer jüdischen Familie heiraten.
Das erste Ghetto in Deutschland entstand 1462 in Frankfurt.

2 4. Mose 15, 37-41: 37 Der Herr sprach zu Mose: 38 Rede zu den Israeliten und sag zu ihnen, sie sollen sich Quasten an ihre Kleiderzipfel nähen, von Generation zu Generation, und sollen an den Quasten eine violette Purpurschnur anbringen; 39 sie soll bei euch zur Quaste gehören. Wenn ihr sie seht, werdet ihr euch an alle Gebote des Herrn erinnern, ihr werdet sie halten und eurem Herzen und euren Augen nicht nachgeben, wenn sie euch zur Untreue verleiten wollen. 40 Ihr sollt so an alle meine Gebote denken und sie halten; dann werdet ihr eurem Gott heilig sein. 41 Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten herausgeführt hat, um für euch Gott zu sein, ich, der Herr, euer Gott.

 

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