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Die deutschen Siedlungen in Bessarabien
Gott segne dich, mein Heimatland!
Ich grüß' dich tausendmal,
Dich Land, wo meine Wiege stand,
Durch meiner Väter Wahl!
Du Land, an allem Gut so reich,
Ins Herz schloß ich dich ein;
Ich bleib' dir in der Liebe gleich,
Im Tode bin ich dein!
Melodie und Text: Albert Mauch, 22.2.1922
Die Mutterkolonien
Landschaft in Bessarabien
uf dem sogenannten Kronsland des zaristischen Russlands entwickelten sich zwischen 1814 und 1818 die ersten 13 Mutterkolonien mit Namen, wie:
Borodino, Klöstitz, Krasna1, Tarutino, Beresina, Kulm, Leipzig, Wittenberg, Alt-Elft, Arzis, Brienne, Paris, Teplitz.
die deutschen Mutterkolonien in Bessarabien von 1814-1842
Von 1821 - 1842 kamen 12 weiter Mutterkolonien hinzu:
Katzbach, Sarata, Alt-Posttal, Neu-Arzis, Neu-Elft, Gnadental, Dennewitz, Friedenstal, Lichtental, Plotzk, Schabolat und Hoffnungstal.
Die wichtigsten Privilegien, die Zar Alexander I. den deutschen Siedler gewährte, waren:
- pro Familie 60 Desjatinen2 Land
- Steuer- und Religionsfreiheit
- Befreiung vom verhassten Militärdienst
- alle weiteren eingeräumten Privilegien aus dem Manifest von Katharina II. aus dem Jahr 1763 und dem von Alexander I. aus dem Jahr 1804 wurden bestätigt
Die Kolonien und ihre Namensgebung
Miklos Barabas: Steppenbrunnen
Zu Beginn wurden die Kolonien nach den Nummern der vermessenen Landstücke, wie Steppe 9, Kolonie Nr. 11, Die Zwölfte, usw. bezeichnet.
Dann wurden Namen gewählt, die von früheren Bewohnern, der moldauischen Hirten und Pächter, stammten und zumeist aus dem Türkischen bzw. Kumanisch-Tatarischen oder Rumänischen (Moldauisch) kamen, wie Albota (weißes Pferd), Basyrjamka (Salzloch), Kurudschika (trocken).
Dann gab man den Orten Bezeichnungen der Flüsschen, Gewässer, Hügel, Täler und Mulden, wie z.B. Soak (Sak), Sarata und Posttal.
Ab 1817 ließ die russische Kolonialbehörde, das so genannte Fürsorgekomitee, viele Ortsnamen umbenennen.
Schlacht von Borodino
Der Sieg der vereinigten Mächte über den despotischen Napoleon, der die drückende Not unter der ganz Europa gelitten hatte, aufhob, erhielten einige Mutterkolonien Namen nach Kriegsschauplätzen, die an den sogenannten „Vaterländischen Krieg“ gegen Napoleon erinnerten.
So wurde z. B.
- aus Antschokrak -> Tarutino nach der Schlacht von Tarutino im Jahr 1812,
- aus Alexander -> Borodino nach der Schlacht von Borodino im Jahr 1812,
- aus Catharinensruh -> Leipzig zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813,
- aus der Kolonie Nr. 14 -> Arzis (zur Erinnerung an die Schlacht von Arcis-sur-Aube zwischen Russland und Napoleon beim französischen Ort Arcis-sur-Aube im Jahr 1814) usw..
Hoffnungstal in Bessarabien
Danach, ab 1850 etwa, wurden die neu gegründeten Gemeinden nach eigenen Hoffnungen (Hoffnungstal, Friedenstal) oder religösen Motiven (Gnadental, Lichtental) der Siedler benannt.
Durch die Vielfalt der Ortsnamensgebung existierten für etliche Orte mehrere Bezeichnungen.
Liste der deutschen Mutterkolonien in Bessarabien | ||||||||||||
A | B | D | F | G | H | K | L | N | P | S | T | W |
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Siedlungsname | andere Bezeichnungen | Kirchengemeinde | Gründungsjahr |
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Alt-Elft | Colonie Nr. 11 Fere Champenoise I Fersampenuaz-Mare Sadowoje Sadove | Arzis | 1816 |
Alt-Posttal | Malojaroslawetz II Malu Mic Wtoroj Malojaroslavec'Druhyi | Tarutino | 1823 |
Arzis | Die Vierzehnte Alt Arzis/Arcis Arciz | Arzis | 1816 |
Beresina | Kugelnik Berezina Beresino | Klöstiz | 1815 |
Borodino | Colonie 1 Soak (Sak) Alexander | Klöstitz | 1814 |
Brienne | Peterswunsch Colonie Nr. 15 Brieni zu Arzis | Arzis | 1816 |
Dennewitz | Denevit Prijamobalka Pryamobalka | Alt-Elft | 1834 |
Friedenstal | Nr. 13 Mirnopolije | Arzis | 1834 |
Gnadental | Nr. 2 Neu-Sarata Dolinowka | Gnadental | 1830 |
Hoffnungstal | Nadjeshdowka 1995 aufgelöst | Klöstitz | 1842 |
Katzbach | Karpp Bussa Lushanka | Alt-Elft | 1821 |
Klöstitz | Emaut Tschaga Cleastita Weseleja Dolina | Klöstitz | 1814 |
Krasna1 | Crasna Krasnoje | Kishinev | 1814 |
Kulm | Paulsberg Culm Podgornoje | Kulm | 1815 |
Leipzig | Skinos Catharinensruh Sernewoje | Tarutino/Leipzig | 1815 |
Lichtental | Colonie Nr. 3 Tretja Step (3. Steppe) Swetlodollinskoje | Sarata | 1834 |
Neu-Arzis | Arcizul Nou Wischnjaki | Arzis | 1824 |
Neu-Elft | Fere Champenoise II Fersampenuaz Mic Nowoselowka | Alt-Elft | 1825 |
Paris | #10 Alecksuesswerth Weselyj Kut | Alt-Elft | 1816 |
Plotzk | Draguli Plotc Plozk | Alt-Elft | 1839 |
Sarata | Sarata | 1822 | |
Schabo |
Saba Colonia Schabo |
Posttal | 1822 |
Schabolat | Sabolat Belenkoje | Alt-Posttal | 1840 |
Tarutino | #12 Antschokrak Tarurutino | Tarutino | 1814 |
Teplitz | Kolonie Nr. 12 Tepliza | Arzis | 1817 |
Wittenberg | Malojarosavetz I Malu Mare Perwyj Malojaroslawetz | Alt-Posttal | 1815 |
Matthias Scheits: Bauernfamilie mit dem Pferdewagen
Wenn man sich die Tabelle ansieht, stellt man fest, dass die Mutterkolonien in verschiedenen Jahren gegründet wurden. Nun kann man annehmen, dass sich die Auswanderer so auf den Weg gemacht hätten, wie die Kolonien gegründet wurden. So hätten sich die ersten Züge 1814 auf den Weg gemacht und es wären 1815, 1816 und so weiter weitere Züge gefolgt.
Das ist aber nicht richtig, denn die Gründer der ersten 12 Mutterkolonien hatten sich alle 1814 auf den Weg gemacht, um Bessarabien zu erreichen und nur Tarutino, Borodino und Krasna konnten noch im selben Jahr gegründet werden.
Die Gründer von Klöstitz, Kulm, Wittenberg, Beresina und Leipzig wurden einen Winter bei den in Mittelbessarabien lebenden Moldauern untergebracht.
Moldauer in Bessarabien
Die Kolonisten der Gemeinden Alt-Elft, Paris, Alt-Arzis und Brienne mussten sogar zwei Winter in moldauischen Dörfern als Knechte und Arbeiter zubringen, bis das Land für ihre Ansiedlung ausgemessen werden konnte.
Unter diesen ersten Einwanderern, den sogenannten “Warschauer Kolonisten3“ war auch ein Teil meiner Vorfahren und zwar
in das 1814 gegründete Tarutino zog:
- Hans Michael König4 (*29.11.1785 in Bodelshausen, Württemberg; †11.4.1840 in Tarutino) wanderte mit seiner 2. Frau Maria Flaig (*17.10.1796 in Mönchweiler, Württemberg), seiner Tochter aus 1. Ehe Ursula (*um 1808 in Neusulzfeld (heute: Nowosolna, ein Teil des Łódźer Stadtteils Widzew), Herzogtum Warschau3; †in Neu-Elft) und seinem Vater Hans Michael (*11.10.1754; +24.9.1826 in Tarutino) 1814 nach Tarutino in Bessarabien
in das 1814 gegründete Borodino zog:
- Andreas Christian Grabau5 (*1766 in Voigtsdorf, Mecklenburg-Vorpommern) wanderte 1814 mit seiner Frau Dorothea Simdorn (* in Brunn, Mecklenburg-Vorpommern) und seinen 4 Kindern (Martin Andrea, geb. 1792; Friedrich Ludwig, geb. 29.10.1794; Magdalena Sophia, geb. 1797; Frederika, geb. 12.10.1810 in Königshuld, im heutigen Paproć Duża, nach Borodino in Bessarabien
- Christian Lange, geb. am 11.11.1777 in Alt-Stettin (Pommern) wanderte mit seiner Familie über Königshuld (Poproc Duza) 1814 nach Borodino
in das 1815 gegründete Wittenberg zogen:
- der Matthäus Stumm6, Weber, *7.11.1758 in Auingen/Württemberg, wanderte 1814 mit seinen sechs Kindern aus drei Ehen, alle in Auingen geboren) über Effinghausen (heute: Starowa Gora) nach Wittenberg in Bessarabien
- der Witwer Johannes Frey7, Bürger, Flößer und Tageslöhner aus Erzgrube in Württemberg, wanderte 1814 mit seinen Kindern nach Wittenberg
- Johann Michael Calmbach8 wanderte 1814 mit seiner Frau Anna Frey und seiner Tochter Karoline (*26.11.1811 in Grömbach heute: Łaznowska Wola in Polen) nach Wittenberg
- Familie Jung wanderte 1816 nach Kulm in Bessarabien
in das 1816 gegründete Alt-Elft zogen:
- Christian Gottlieb Hiller9, geb. um 1775 in Ohmden, Württemberg über Zargórze in Westgalizien, das zu Preußen gehörte, wo 1802 sein Sohn Daniel Hiller geboren wurde, 1814 nach Alt-Elft
- die Famlie Daub o Taube wanderte 1814 nach Alt-Elft
- Reinhard Gottlieb Leitz (*9.2.1770 in Hölzern, Eberstadt) wanderte über Neu Sulzfeld (heute: Nowosolna 1814 nach Alt-Elft in Bessarabien
- Gottlieb Siewert (*1770; †12.8.1820 Neu Elft) wanderte 1814 mit seinen 5 Kindern (Wilhelmina (*1.1.1794 in Preußen), Friedrich (*16.8.1795 in Preußen), Johann (*21.3.1798 in Preußen), August (*16.8.1799 in Boginia/Polen), Ludwig (*31.10.1811 in Polen) und Gottfried nach Alt-Elft
- Familie Spielhaag (oder Spielhag Spielhack Spielhacke Spieltag Spielhak Spuelhaag) wahrscheinlich über Boginia/Polen 1814 nach Alt-Elft in Bessarabien
- Johann Adam Hager (*20.11.1769 in Linkenheim, Württemberg) wanderte mit seiner Frau Christina Salomea Diem und drei Kindern (Dorothea Magdelena, *26.9.1797 in Oschenburg; Margaretha, *17.9.1809 in Erdmannsweiler (Kochanòw in der Gemeinde Głuchów, Powiat Skierniewce im heutigen Polen); Barbara, *1812 in Neusulzfeld, heute: Nowosolna) über Erdmannsweiler (heute: Kochanów) und Neusulzfeld 1814 nach Alt-Elft
in das 1816 gegründete Paris zogen:
- Familie Klaudt wanderte 1814 nach Paris in Bessarabien
- Familie Peter Kühn oder Kuhn, geb. 1765 in Walleringen, Lothringen wanderte 1814 nach Paris in Bessarabien
- Familie Jassmann über Bogonia und Brzeziny in der Woiwodschaft Łódź 1814 nach Paris
- Michael Jahns (*1780) mit seiner Familie 1814 nach Paris
in das 1816 gegründete Beresina:
- Johann Conrad Kämpf (auch: Michael Conrad), *9.2.1753 in Ebhausen (Altsteig), wanderte 1803 mit seiner Frau Anna Maria Brenner, *6.12.1752 in Walddorf (Altensteig, Calw, Württemberg), und seinen Kindern nach Preußisch Polen. 1816 war die Familie unter den Mitbegründern von Beresina in Bessarabien.
in das 1823 gegründete Alt-Posttal:
- Familie Bietz aus Grabów (im Zuge der Zweiten Teilung Polens wurde Grabów zunächst 1793 bis 1807 preußisch, 1807 bis 1815 wieder polnisch und ab 1815 wieder preußisch) südwestlich von Łódź in Preußisch Polen 1814 nach Alt-Posttal
in das 1836 gegründete Poltzk zogen:
- Johann Höhn10, geb. 11.8.1809 in Luisenhold bei Plonsk in Polen, emigrierte 1839 mit seiner Frau Christine Schwandt, geb. 1808 in Lysin, nach Plotzk in Bessarabien.
Auswanderer
Aus dem Herzogtum Warschau3 durfte nur ausreisen, wer seine Schulden bezahlt hatte und ohne Entschädigung auf eventuelle Gebäude und Land verzichtete; allein das bewegliche Vermögen durfte mitgenommen werden.
Wenn man bei den Auswanderern von Familien spricht, waren es in der Regel Familienverbände, die sich aus den heimatlichen Gemeinden kannten und untereinander in Verbindung standen.
Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung Südbessarabiens konzentrierte sich in den 25 Mutterkolonien. Im Durchschnitt wohnten 1.800 Personen in einer Gemeinde. Es handelte sich also um größere Bauerndörfer, zum Teil Marktorte mit ansatzweise landstädtischem Charakter.
der Markt in Tarutino
Nach der Volkszählung von 1930 waren die größten deutschen Orte Tarutino mit knapp 6.000, Arzis mit 3.000, Klöstitz mit 2.900, Beresina mit 2.800, Sarata mit 2.700, Borodino mit 2.600, sowie Leipzig und Krasna mit jeweils 2.500 Einwohnern.
Als eine “Wirtschaft“ bezeichnete man in Bessarabien traditionell einen Hof von 60 Desjatinen (ca. 66 ha). Umgerechnet auf die Zahl der Einwohner ergab sich hier im Durchschnitt eine Betriebsgröße von 21ha pro Familie.
1 Die Mutterkolonie Krasna (auch: Konstantinschutz, Krasnoje) wurde 1814 von 114 katholischen und 19 lutherischen Familien in Bessarabien gegründet.
Da es durch die kirchlichen Feiertage Unstimmigkeiten gegeben haben soll, wurden die 19 lutherischen Familien 1825 nach Katzbach umgesiedelt.
Die katholischen Familien aber sollen 1800-1803 aus Bayern (Kreis München, Minken?), Rheinfranken und Rheinland-Pfalz in das Herzogtum Warschau ausgewandert sein und dort die Kolonien Orschokowin (Orshovin) und Schitonitz (Chitonitz, Sitaniec: Sitaniec-Kolonia) gegründet haben. Von dort sollen auf Grund des Einladungsmanifestes der russischen Regierung 133 Familien unter der Anführung von Mattheis Müller und Peter Becker nach Bessarabien ausgewandert sein.
1815 wurden in Krasna weitere 90 und 1816 weitere 43 Familien angesiedelt.
3 Herzogtum Warschau = Als nach der 2. Teilung Polens (1793) Großpolen mit Posen, Gnesen und Kalisch und nach der 3. Teilung (1795) auch noch ein Teil Masowiens mit Warschau, dazu Płock und Białystok an Preußen fiel, siedelte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen seit 1800 in den neuen Provinzen „Südpreußen“ und „Neu-Ostpreußen“, auf staatlichen Ländereien aber teilweise auch auf enteigneten polnischen Gütern, 13.800 Personen an, von denen die meisten aus dem Herzogtum Württemberg stammten.
Hier trafen sie auf niederdeutsche Kolonisten, die schon im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts eingewandert waren. Nach der Niederlage Preußens gegen Frankreich im Jahr 1807 wurden diese Gebiete mit dem Kulmer Land und dem Netzedistrikt zum „Herzogtum Warschau“ vereinigt.
Im neu gegründeten französischen Vasallenstaat lebten zirka 2,6 Mio. Menschen, davon waren 79% Polen, 7% Juden und 6% Deutsche. Die alten Herren waren zurückgekommen und die dort ansässigen deutschen Kolonisten verloren nun wieder Haus und Hof, Ernte und Vieh und alle preußischen Privilegien. Fortan mussten sie sich als Tagelöhner bei polnischen Gutsbesitzern verdingen. Bei den Großgrundbesitzern und dem katholischen Klerus Polens befanden sich die Kolonisten nun in einem „persona non grata Zustand“.
Die hohen Pachtzinsen an polnische Adlige und die Plünderungen der geschlagenen französischen “Grande Armée”, die sich auf dem Rückzug befand, stürzten viele deutsche Kolonisten in große Not. Am schwersten betroffen waren die zuletzt angesiedelten kaum verwurzelten Schwaben, die noch keine stabilen Häuser gebaut und ihre Höfe noch nicht eingerichtet hatten.
Da die Regierung kein Interesse an Abwanderungen hatte, versuchte sie im Allgemeinen trotz allem diese Kolonisten von der Emigration abzuhalten. Ausreisen durfte nur, wer seine Schulden gezahlt hatte und ohne Entschädigung auf eventuelle Gebäude und Land verzichtete; allein das bewegliche Vermögen durfte mitgenommen werden.
Als Russland nach der Niederlage Napoleon Bonapartes im Wiener Kongress (1815) den größten Teil des Herzogtums Warschau („Kongresspolen“) erhielt, schien für diese Menschen die Einladung Alexanders I. aus dem Jahr 1813 ein echtes Geschenk Gottes.
4Hans Michael König war schon 1801 mit seinen Eltern Hans Michael König (*11.10.1754 in Bodelshausen, Württemberg; †24.9.1826 in Tarutino, Bessarabien) und Walburga Schäfer (*1754 in Bodelshausen, Württemberg) und seinen Geschwistern (Agnes *12.8.1784, Elisabetha *14.10.1787, Anna Maria *25.8.1789, Anna Barbara *13.1.1793, Johann Bernardt *27.10.1794) in das zu Preußen gehörende Südpolen ausgewandert, wo sie am 23.5.1801 mit anderen Familien aus Sulzfeld/Baden östlich von Łódź die Kolonie Neu-Sulzfeld (heute: Nowosolna, ein Teil des Łódźer Stadtteils Widzew) gründeten.
5 Andreas Christian Grabau war mit seiner Frau Dorothea Simdorn (* in Brunn, Mecklenburg-Vorpommern) und seinen 3 Kindern (Martin Andrea, geb. 1792; Friedrich Ludwig, geb. 29.10.1794; Magdalena Sophia, geb. 1797) schon um die Jahrhundertwende nach Neuostpreußen ausgewandert, das seit der 3. polnischen Teilung (1795) zu Preußen gehörte.
Um das unterbevölkerte Neuostpreußen zu bevölkern und die mit meist schlechten, schwer zugänglichen Böden wie Moore, Brüche und Sandwälder trocken zu legen, warb König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ab 1798 Siedler außerhalb Preußens an.
Unter diesen neuen Siedlern war auch mein Ururururgroßvater, der Häcker Andreas Christian Grabau aus Mecklenburg-Vorpommern, der unter den Mitbegründern einer mecklenburgischen Sprachinsel war. Zur Huldigung des Königs von Preußen nannten sie ihre Kolonie Königshuld das heutige Paproć Duża. Am 12.10.1810 kam in Königshuld seine Tochter Frederika zur Welt.
Die eingewanderten lutherischen Kolonisten waren nicht immer mit ihrer Lage zufrieden. So auch mein Ururururgroßvater, der mit seiner Familie 240 km südwestlicher nach Neusulzfeld (Nowosolna) bei Łódź in Südpreußen zog, um dann 1814 unter der Führung von Bernhard Bohnet nach Borodino in Bessarabien zu wandern. 1833 lebten sie im Haus Nr. 100.
6 Matthäus Stumm wanderte 1803 nach dem Tod seiner zweiten Frau Elisabeth Roupin (*11.2.1770 in Auingen) mit seiner dritten Frau Agathe Maier (*16.02.1774 in Tübingen) und sechs Kindern in das 1800 gegründete Effinghausen (heute: Starowa Gora) bei Lodz in Preußisch Polen.
Drei Kinder (Andreas, *21.12.1783; Johann Georg, *2.1.1791; Maria Agnes, *27.8.1793) waren aus der ersten Ehe mit Maria Agnes Haag (* 1762 in Münsingen), zwei Kinder (Jakob, *21.1.1801; Matthäus, *24.10.1802) aus der zweiten Ehe mit Elisabeth Roupin und ein Kind, mein Urururgroßvater Ludwig (*um 1811 in Auingen) aus der dritten Ehe mit Agathe Maier.
7 Johannes Frey(*25. April 1760 in Hohenstaufen, Baden-Württemberg, †2. Dezember 1825 in Wittenberg, Bessarabien) zog 1800 mit seiner Frau Agathe Hehr (*21. Februar 1767, Baden-Württemberg, †30. September 1813 in Grömbach (Łaznowska Wola), Rokiciny, Tomaszowski, Łódź, Polen) und zwei Kindern Anna Dorothea (*26. Juli 1792 in Erzgrube, Seewald, Baden-Württemberg, †nach 30. Oktober 1855 in Beresina, Bessarabien) und Johann Michael (*3. März 1799 in Erzgrube, † in Wittenberg) ins damalige Preußisch Polen, wo sie mit anderen 53 schwäbischen Familien aus der Umgebung von Grömbach bei Freudenstadt die gleichnamige Kolonie Grömbach (heute: Łaznowska Wola) gründeten. Hier kamen weitere zwei Kinder auf die Welt: Eva Katharina (*1804 in Grömbach, †15. Januar 1876 in Alt-Posttal, Bessarabien) und Anna Maria (*17. März 1811 in Grömbach, †)
Hier kamen weitere zwei Kinder auf die Welt: Eva Katharina (*1804 in Grömbach, †15. Januar 1876 in Alt-Posttal, Bessarabien) und Anna Maria (*17. März 1811 in Grömbach, †).
8 Johann Michael kommt im Ortssippenbuch Kirchspiel Grömbach in zwei Haushalten vor. Wahrscheinlich kam er nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1798 zu seinem Ziehvater und Onkel Johann Michael (*7.6.1766).
Bei der Auflistung des Besitzes beim Tod des Onkels im Jahr 1815 erbt er nicht. Spätestens 1809 wandert er nach Grömbach (Laznówek, Lodz) in Preußisch Polen, wo er 1810 Anna Frey heiratete, die mit ihrem Vater schon 1800 nach Preußisch Polen auswanderte. Dort hatten sie mit anderen 53 Familien die gleichenamige Kolonie Grömbach (heute: Łaznowska Wola) gegründet.
1814 wanderte die Familie dann weiter nach Bessarabien, wo sie sich Mitbegründer der Mutterkolonie Wittenberg (Malojaroslawetz I., heute Maloyaroslavets' Pershyi) waren.
Der Nachname K(C)almbach ist ein Herkunftsname und deutet wahrscheinlich auf den Ortsnamen Calmbach (heute ein Ortsteil von Bad Wildbad) hin. Bewohner von dort könnten sich in Zumweiler (heute ein Ortsteil von Bad Altensteig), Wörnersberg und Grömbach in Baden-Württemberg niedergelassen haben. Zur Unterscheidung gleicher Vornamen wurde ihnen vielleicht in ihrer neuen Heimat der Herkunftsname (Calmbacher) als Familienname beigegeben.
9 Der Familienname Hiller (Hüller) kommt wahrscheinlich aus dem Mittelhochdeutschen und steht für hülle = Mantel oder aus dem Mittelniederdeutschen und steht für hulle = Kopfbedeckung, Kopftuch, Mütze - bzw. Mützenmacher
10 Johann(es) Höhn oder Hehn heiratete im Februar 1830 in Lysin Christine Schwandt. Am 20.1.1830, also noch vor seiner Heirat, kam in Preschniza, Polen sein erstes Kind (Elisabeth) zur Welt. Bei der Geburt ihres 2. Kindes (Andreas, geb. 16.2.1833) befand die Familie sich in Plotzk (Bessarabien). Später wanderten sie nach Alt-Arzis weiter, wo 2 Kinder (Johannes od. Johann, geb. am 20. Juli 1836; Michael, geb. am 23. März 1841) zur Welt kamen. Die Familie zog wieder nach Plotzk zurück, wo von 1845-1852 weitere 5 Kinder (Christina, geb. am 9.9.1843; Daniel, geb. am 18.10.1845; Emanuel, geb. am 14.1.1848; Martin, geb. am 11.11.1849; Sophia, geb. 5.8.1852) zur Welt kamen. 1858 befand die Familie sich in Brienne, wo das letzte Kind (Friedrich, geb. am 5.8.1858) zur Welt kam. 1861 zog die Familie, ca. 80 km ostwärts, in die erste Tochterkolonie Bessarabiens Eigenheim, wo Johann Höhn 1889 und seine Frau starben.