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Sarata - eine deutsche Mutterkolonie in Bessarabien
Die ersten Auswanderer aus dem Königreich Bayern
(Teil 1 von 2)
is zum 9. März 1821 erhielten die bayrischen Anhänger von Ignaz Lindl die Genehmigung zur Auswanderung. Nun konnten die Vorbereitungen zur Auswanderung getroffen werden.
Ihnen schlossen sich sechs evangelisch-pietistische Familien (im Moment sind mir nur vier bekannt) aus dem Königreich Württemberg an.
Wochenblatt der Stadt Dillingen, Nr. 22 vom 30. Mai 1821 | |
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Mit Seiner Königlichen Majestät von Baiern allergnädigster Erlaubniß | |
Vorladung. Die sämmtlichen Gläubiger der nachstehenden Individuen, als 1. Balthasar Blatter1, Weber 2. Mathias Schmid, Taglöhner 3. Anna Wiedemann, Webers Witwe 4. Wilhelm Zimmermann, Taglöhner 5. Michael Fakler, Taglöhner 6. Erasmus Ilg, Gärtner 7. Johann Hammel, Korbmacher alle von Gundelfingen, welche nach erhaltener Erlaubniß nach Rußland auszuwandern entschlossen sind, werden hiermit auf Dienstag den 19. Juni vorgeladen, frühe 8 Uhr in der diesseitigen Landesgerichtes Kanzlei entweder persönlich oder durch gesetzlich Bevollmächtigte zu erscheinen, und bei der dort angeordneten Commission ihre Forderungen gehörig zu liquidieren, widrigenfalls sie mit ihren Ansprüchen nicht mehr gehört werden würden. Lauingen den 28ten May 1821 Königl. Baier. Landgericht. v. Ott, Landrichter. |
Am 31. Juli 18211 wanderte die erste katholische Gruppe (insgesamt sechs Familien) aus Bayern unter Anführung des Schäfflers Joseph Schwarzmann nach Russland aus.
Innerhalb Bayerns hatten sie folgende vorgeschriebene Marschroute einzuhalten: Donauwörth, Neuburg, Vohburg, Abach, Regensburg, Plattling, Osterhofen, Vilshofen, Passau und bei Engelhardzell über die bayerische Grenze. Der weitere Weg führte durch Österreich, Ungarn, Rumänien nach Odessa (2.257km), wo sie nach rund 10 Wochen am 24. September 1821 ankamen.
Reiseroute der ersten katholischen Gruppe aus Bayern
Matthias Scheits:
Bauernfamilie mit dem Pferdewagen
Unter diesen Auswanderern befand sich auch ein Teil meiner Vorfahren (Ururururgroßväter väterlicherseits) und zwar:
- mein Urururururgroßvater väterlicherseits Johann Balthasar Blatter2, Weber, geb. 20.7.1760 in Gundelfingen (Landgerichtsbezirk Lauingen (Bayrisch Schwaben) mit Frau und 5 Kindern
- mein Ururururgroßvater väterlicherseits Anton Schmucker3, Landmann, geb. 1751 in Offingen (Landgerichtsbezirk Günzburg in Bayrisch Schwaben)
Rastatt im Beresaner Gebiet
Als im Herbst 1821 mit den nächsten zwei Transporten, unter der Leitung von Michael Wagner und Jakob Maier, weitere Familien aus Bayern in Odessa ankamen, befand sich Lindl in der Pfarrei Rastatt im Beresaner Gebiet.
Die Ankömmlinge waren bei ihrem Eintreffen sehr enttäuscht, weil ihnen nicht, wie versprochen, Lindl bis zur Grenze entgegengekommen war.
Da Lindl immer noch nicht wusste, wo seine Kolonie angelegt werden sollte, wurde ein Teil dieser Lindlianer in der Stadt Odessa, die damals etwa 4.000 Einwohner hatte, der andere Teil in bereits bestehenden deutschen Siedlungen (Kleinliebental, Großliebental, Freudental) provisorisch untergebracht.
Freudental, Kleinliebental und Großliebental bei Odessa
A. Stas: Odessa
Die Unterbringung in der Stadt war für die Einwanderer vorteilhafter, da sie ihren Lebensunterhalt durch akzeptable Verdienstmöglichkeiten sichern konnten, während die anderen von ihrer mitgebrachten kleinen Habe leben mussten und auf die Wohltätigkeit und den Opfersinn der schon dort ansässigen deutschen Siedler angewiesen waren.
Trotzdem herrschte oft große Not und manch bittere Enttäuschung.
1 Nach A. Bruggaier: Eine Auswanderung aus lauingen nach Rußland im Jahre 1821, Heimat-Blätter, 1. Folge, 1931, verließen die ersten zwei bayerischen Gruppen am 30. und 31. Juli 1821 ihre Heimat.
2 Mein Ururururgroßvater väterlicherseits, der katholische Balthasar Blatter zog mit seiner Frau Katharina Burkhardt und seinen 5 in Gundelfingen geborenen Kindern (Johann Balthasar, geb. 17.12.1794; Marianna(?), geb. 1800; Marie, geb. 1801; Viktoria, geb. 1803; Marianne, geb. 1806; Magdalena, geb. 1807) im Juli 1821 von Gundelfingen nach Russland, wo sie am 24.9.1821 in Odessa ankamen. 1825 lebte er, in der Zwischenzeit Witwer, mit seinem Sohn Johann Balthasar und seinen Töchtern Marie (geb. 1801) und Magdalena (geb. 1806) in Sarata im Haus Nr. 31.
3 Mein Ururururgroßvater väterlicherseits, der katholische Anton Schmucker, Witwer, Kolonist und Bauer, wanderte zusammen mit seinem Sohn Aloys (geb. 1795) 1821 nach Sarata.
Aloys, mein Urururgroßvater, heiratete zwischen 1822 und 1825, denn 1825 wohnte er mit seinem Vater und seiner Frau Marianne Blatter im Haus Nr. 46; Am 17. Juli 1827 kam sein einziges Kind Anaspesia in Sarata zur Welt.