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Die Germanen - Wer waren sie?

Germanen
Germanen

Als Germanen werden eine Anzahl von Völker mit ähnlicher Sprache, Kultur und Lebensgewohnheiten bezeichnet, die in Nord- und Mitteleuropa (Skandinavien, Dänemark und Nord-deutschland) lebten.

Später, als die Kelten1 von den Germanen immer weiter nach Süden und Westen verdrängt wurden, gelangten die Germanen bis an die Alpen und wurden sogar zu den Erben des untergegangenen Weströmischen Reiches.

 

Verbreitung der Kelten in Europa
Verbreitung der Kelten in Europa

 

Die germanischen Völker selbst bezeichneten sich nicht als Germanen und hatten auch kein nationales Zusammengehörigkeitsgefühl. Es gibt einige Vermutungen, was die Bedeutung des Namens angeht. Die Theorien reichen von "Speermänner" bis zu dem lateinischen Wort "Germen", was Menschen mit gleichen Eltern bedeutet.

Pytheas

Der Grieche Pytheas von Massilia (das heutige Marseille), einer der großen Entdecker der Antike, berichtete um 330 v. Chr. über die Länder um die Nordsee und die dort lebenden Völker. Pytheas nannte alle Völker, die nördlich der Kelten lebten, Teutonen, ein Volk das zu den Germanen zählte.

Die Verwendung des Begriffs Germanen ist erstmals vom griechischen Geschichtsschreiber Poseidonios von Apameia um das Jahr 80 v. Chr. in seinem 30. Buch überliefert worden. Poseidonios kannte die Germanen offenbar nur als ein in der Nähe des Rheins lebenden, den Kelten1 nahestehenden Volkes, zu denen allerdings die Kimbern am Nordrand der bekannten Welt nicht gehörten.

Auch der griechische Geschichtsschreiber Strabon hielt die Germanen für ein den Galliern verwandtes Volk.

Dokumentarisch verbreitet hat den Namen “Germanen“ jedoch Gaius Iulius Caesar in seinem Buch De bello Gallico (Der Gallische Krieg, 51 v. Chr.) in seinem Germanenexkurs. Caesar übertrug den Begriff auf alle rechtsrheinischen Völker und bezeichnete ihr Land als Germanien. Bis dahin hatte man angenommen, dass nördlich der Alpen im Westen die Kelten und im Osten durch den Fluss Tanaïs (Don) getrennt die Skythen leben würden.

Der römische Schriftsteller Pomponius Mela beschreibt in seinem die De chorographia libri tres die südliche Grenze des Germanengebietes die Alpen, die westliche Grenze der Rhein, die östliche die Weichsel und das Gebiet der Sarmaten, die nördliche die Meeresküste.

Das Europa um das 44 n. Chr., wie es sich Pomponius Mela vorstellte
Das Europa um das 44 n. Chr., wie es sich Pomponius Mela vorstellte

 

Tacitus
Tacitus

Der römische Historiker Tacitus hingegen hatte verhältnismäßig klare Vorstellungen von den Grenzen Germaniens und schrieb um 98 in seinem Buch De origine et situ Germanorum (Über den Ursprung und die Lage der Germanen, 1. Kapitel):

Germanien wird als Ganzes von den Galliern, Rätern und Pannoniern durch die Flüsse Rhein und Donau, von den Sarmaten und Dakern durch gegenseitige Furcht oder Gebirge geschieden. Das Übrige umfließt das Weltmeer …..

Unsicher war sich Tacitus hinsichtlich der Grenze im Osten, die er ungefähr im Weichselgebiet vermutete. Weiter beschreibt Tacitus die Germanen als Ureinwohner und nicht als Einwanderer:

Wer hätte ferner, ganz abgesehen von der Gefährlichkeit eines unwirtlichen und unbekannten Meeres, Asien, Afrika oder Italien verlassen sollen - um nach Germanien zu ziehen, in das wüste Land mit rauem Himmel, abschreckend für den Anbau und den Anblick, - außer wenn man es zum Vaterland hat?

Germanische Stämme um 50 n. Chr., wie sie von Tacitus beschrieben wurden
Germanische Stämme um 50 n. Chr., wie sie von Tacitus beschrieben wurden

 

die Kinder des germanischen Gottes Mannus
die Kinder des germanischen Gottes Mannus

Nach Tacitus wären die Stammväter und Gründer der Germanen der “erdentsprossene“ Gott Tuisto2 und sein Sohn Mannus. Dem Mannus3 wurden drei Söhne (Ing, Irmin und Istvo) zugeschrieben, von denen sich die drei großen Stämme der Ingwäonen (lateinisch Ingaevones), Hermionen (Irmionen) und Istwäonen (Istaevonen) herleiten. Die Ingwäonen seien an der Meeresküste wohnhaft, die Hermionen in der Mitte Germaniens und die Istwänen seien alle übrigen Stämme.

Gleich im Anschluss daran räumt Tacitus jedoch ein, dass es eine Reihe von Stämmen gibt, die nicht in diese Ordnung passen, darunter die Sweben (Sueben) und die Wandalen (Vandalen)4, die von ihm Vandilii genannt wurden.

Germane
Germane
Römisches Triumphalrelief
im Vatikanischen Museum zu Rom.

Bis heute ist nicht genau geklärt, wo der eigentliche Ursprung der Germanen lag und was der Namen "Germanen" bedeutet. Sie kamen wahrscheinlich vor etwa 3.500 Jahren aus dem Osten und verbreiteten sich über ganz Europa bis nach Nordafrika.

Für die ersten Jahrhunderte n. Chr. lassen sich verschiedene, nach ihren Siedlungsgebieten zu unterteilende Gruppen von germanischen Stämmen festlegen: die Ostsee-Germanen in Südskandinavien; die Weichsel-Germanen, zu denen u. a. die Burgunder und die Goten zu rechnen sind; die Oder-Warthe-Germanen mit den Wandalen als Hauptstamm; die Elbgermanen bzw. Elbsweben, zu denen u. a. Langobarden5, Markomannen6 und Quaden gehörten; die Nordsee-Germanen mit Friesen und Sachsen; und die Rhein-Weser-Germanen mit u. a. Cheruskern und Chatten. Die bedeutenden Großstämme wie Franken, Alemannen, Sachsen und Goten entstanden erst ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. durch den Zusammenschluss mehrerer Kleinstämme.

Germanen
Germanen

 

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1 Kelten = Als Kernraum der frühen Kelten gilt das südwestliche Mitteleuropa, wo sie spätestens seit dem 7./6. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar sind. Ab den Jahren 300 v. Chr. setzt aufgrund einer zunehmenden Bevölkerungsdichte in den ursprünglichen Keltengebieten eine vermehrte Wanderbewegung ganzer Abordnungen von Keltenstämmen ein. Ihre Ziele waren neue Siedlungsgebiete, die sie zum Teil erst kriegerisch erobern mussten. Dabei besetzten sie zeitweise Mittel- und Südeuropa von der iberischen Halbinsel (Keltiberer) über Frankreich (Gallier), die britischen Inseln (Wales, Schottland, Irland), das nördliche Alpen- und Voralpenland, zum Teil auch den italienischen Stiefel (Etrusker), und drangen der Donau abwärts (Thraker) bis in die heutige Türkei vor (Galater, aus den gleichnamigen Briefen in der Bibel bekannt). Städtegründungen wie Paris, Turin, Budapest und Ankara gehen auf ihr Konto.
2 Tuisto = Ein Doppelwesen, mit dem die Germanen und andere Völker den Beginn der Welt verbinden. Es vereinigt gleichwertig das männliche und das weibliche Prinzip in sich. Während es selbst aus der Erde stammt, bringt es aus sich den Mannus hervor.
3 Mannus = Nach germanischer Mythologie das erste menschliche Wesen, der Urvater, der seinerseits von dem Urwesen Tuisto abstammt. Er besitzt als erster menschliche Zeugungskraft, von dem alle Menschen abstammen.
4 Wandalen = ostgermanisches Volk, dessen ursprüngliches Siedlungsgebiet unbekannt ist; die bedeutendsten Teilstämme der Hasdingen und Silingen (nach Letzteren ist Schlesien benannt) sind zunächst als im Oder-Warthe-Raum ansässig belegt. Während der Markomannenkriege (166-180) ließen sich Heerhaufen der Wandalen am Ostabhang der Karpaten, später im Theißbecken nieder. 406/407 überquerten die Wandalen mit Sweben und Alanen (kaukasisches Nomadenvolk) den Rhein und stießen 409 nach Spanien vor, wo sie 411 als römische Föderaten Landzuweisungen erhielten: die Hasdingen und Sweben im heutigen Galicien, die Silingen im heutigen Andalusien. Dort von den Westgoten bedrängt, wurden etwa 80.000 Wandalen und Alanen 429 von Geiserich nach Nordafrika geführt, wo sie auf römischem Boden ein eigenes Reich gründeten; Residenz wurde das 439 eroberte Karthago. 455 erschienen die Wandalen mit einer Flotte vor Rom und plünderten 14 Tage lang die Stadt. 533/534 wurde ihr Reich durch den oströmischen Feldherrn Belisar vernichtet.
5 Langobarden ("Langbärte" auch Winniler) = elbgermanischer Stamm (Teilstamm der Sueben), der um Christi Geburt an der Niederelbe siedelte. Nach Wanderungen und Kriegszügen durch das heutige Nord- und Ostdeutschland besetzten sie um 490 Gebiete nördlich von Noricum. 488 wurden Langobarden im Land der Rugier (Niederösterreich) erstmals erwähnt. 508/509 besiegten sie die Heruler und übernahmen deren Reich an der March im Süden der heutigen Slowakei. Im 6. Jahrhundert dehnten sie ihre Wohnsitze auch nach Pannonien bis zur Save aus, vernichteten 567 das Reich der Gepiden im heutigen Siebenbürgen und brachen 568 unter König Alboin in das damals byzantinische Italien ein. Das Langobardenreich mit der Hauptstadt Pavia umfasste Norditalien und Teile Mittel- und Süditaliens. Karl der Große, König des Fränkischen Reiches, eroberte 774 Pavia und ließ sich selbst zum König der Langobarden krönen. 951 wurde das Gebiet der Langobarden durch Otto I., König des Ostfrankenreiches, mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation verbunden. Die Herzogtümer Benevent, Capua und Salerno im Süden blieben vorerst selbständig, bis es im 11. Jahrhundert unter normannische Herrschaft kam.
6 Markomannen ("die in der Mark, d. h. im Grenzland, wohnende Männer") = ein großer germanischer, zu der Gruppe der Sueven zählender Volksstamm, die vermutlich zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. von der Elbe vertrieben wurden und sich daraufhin am Main, im heutigen Franken, ansiedelten, wo sie die dort ansässigen Kelten verdrängten.
Zu Cäsars Zeit befanden sie sich in der nordöstlichen Hälfte des Königreichs Bayern. Von den Römern 9 v. Chr. besiegt, zogen sie zusammen mit den Quaden unter König Marbod nach Böhmen, in das Land der Bojer (keltischer Stamm, der von Gallien um 400 v. Chr. nach Oberitalien (Hauptstadt Bononia, heute Bologna) beziehungsweise in das nach ihm benannte Böhmen (Boiohaemum) eindrang), nördlich der Donau, wo Marbod im Bund mit anderen germanischen Stämmen ein großes germanisches Reich errichtete, das vom römischen Kaiser Augustus als potenzielle Gefahr für Rom wahrgenommen wurde. Im Jahr 19 gerieten die Markomannen unter römischen Einfluss und waren 30 Jahre lang ein römischer Klientelstaat. Der Druck anderer Germanenstämme, soziale und wirtschaftliche Veränderungen und die Schwäche der römischen Reichsverteidigung führten zu den Markomannenkriegen, die mit Unterbrechungen von 166 bis 180 n. Chr. dauerten.
433 kamen die in Pannonien ansässigen Markomannen unter die Herrschaft der Hunnen. Im 6. Jahrhundert wanderten sie nach Bayern aus und ihr Name verlor sich allmählich. Fortan erschienen sie unter dem Namen Bayern, ein Name, den sie bereits aus ihrer böhmischen Heimat mitgebracht hatten, nach der sie Vaiwarier, d. h. Bewohner von Baiheim (Böhmen), hießen.

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