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Gesellschaft und Lebensformen im Mittelalter

(Teil 1 von 2)

Du bete demütig! Du schütze! Und du arbeite!
Du bete demütig! Du schütze! Und du arbeite!

das Weltbild, das sich in Europa zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert durchsetzte, ist das einer auf drei Arten von Menschen beruhende Gesellschaft:

  • di oratores, die Mönche und die Priester, die mit ihren Gebeten den unsichtbaren Faden spinnen, der Himmel und Erde verbindet;
  • die bellatores, die Krieger, die die Gesellschaft mit Waffengewalt verteidigten;
  • die laboratores, die Handwerker und Bauern, die die Gesellschaft ernährten und mit ihrer Arbeit aufrecht erhalten mussten.

 

In den Jahren der Kreuzzüge1 entstand jedoch ein neuer Beruf, der den Dienst an der Waffe mit dem Klosterleben vereinte.

Der christliche Soldat, den Worten des Heiligen Paulus zufolge, „legt die Rüstung Gottes" (Epheser 6,13), um seinen eigenen, überwiegend spirituellen Kampf zu bestehen.

Heilige Benedikt
Benedikt von Nursia

Auf gleicher Weise rief der Heilige Benedikt in seiner Regel auf „den eigenen Willen aufzugeben" und danach zu streben „ein Soldat Christi, unseres Herrn und wahren Königs" zu werden und sich der Militia Christi (lat.: Kriegsdienst für Christus) anzuschließen.

In diesem Geist folgten Ritter aus ganz Europa dem Aufruf Papst Urbans II., der die Christen aufforderte, das Christentum zu verteidigen und die Heilige Stadt Jerusalem von der arabisch-muslimischen Herrschaft zu befreien. Zum anderen hatte Urban II. den Kreuzzugsteilnehmern die Tilgung ihrer Sündenschuld in Aussicht gestellt.

Heiliges Land
Heiliges Land

Zu diesen religösen Gründen kamen aber weltliche Gründe hinzu: Bevölkerungswachstum und Missernten hatten in Westeuropa das einfache Volk in großem Umfang verarmen lassen, die Verlockungen des himmlischen und des materiellen Lohnes im Heiligen Land2 waren groß.

Beim Adel konnten die jüngeren Söhne nicht mehr angemessen mit Gütern ausgestattet werden, die Kreuzzüge boten ihnen nun die Gelegenheit, Güter zu erwerben oder sogar Herrschaften zu errichten.

 

So erschienen bewaffnete Ordensbrüder, Mönchssoldaten, die das militärische Leben mit dem religiösen verbanden. Religiös insofern, als dass sie die drei traditionellen, vom Heiligen Stuhl erlassenen Gelübde (Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam), ablegten. Soldaten insofern, als dass sie ein dauerhaftes Heer bildeten, das bereit war, in die Schlacht zu ziehen, wo auch immer das Christentum und der christliche Glauben von Feinden bedroht waren.

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1 Kreuzzüge = allgemein die im Mittelalter von der westlichen Kirche propagierten oder unterstützten Kriege gegen Ungläubige (z. B. heidnische Wenden, Prußen) und Ketzer (z. B. Albigenser) zur Ausbreitung oder Wiederherstellung des katholischen Glaubens; im engeren Sinn die sieben vom 11. bis 13. Jahrhundert geführten Kriegszüge der abendländischen Christenheit zur Rückeroberung der heiligen Stätten von der "ungläubigen" islamischen Herrschaft.
Anlass für den Beginn der Kreuzzüge war die Eroberung Jerusalems 1070 durch die türkischen Seldschuken, die daraus resultierende Erschwerung der Pilgerfahrten ins "Heilige Land" und die Bedrohung Ostroms (Hilferuf des byzantinischen Kaisers).
Es entstand eine breite Kreuzzugsbewegung, verbunden mit der Gründung neuer Orden (z. B. Kreuzherren, v. a. aber geistliche Ritterorden wie Johanniter, Templer, Deutscher Orden) und einer allgemeinen Aufwertung der Kreuzesfrömmigkeit (Kreuz als Symbol der Kreuzzüge).
Zur Sicherung der von ihnen eroberten Gebiete errichteten die Kreuzfahrer zahlreiche Befestigungsanlagen (Kreuzfahrer- beziehungsweise Kreuzritterburgen, z. B. Krak des Chevaliers in Westsyrien, etwa 80 km westlich von Homs, aus dem 12./13. Jahrhundert); es entstanden mehrere Kreuzfahrerstaaten.

2 Die Bezeichnung Heiliges Land ist eine allgemein-religiöse Bezeichnung für die historische geografische Region Israel. Sie betrifft Gebiete von religiöser Wichtigkeit für die vier monotheistischen abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum, Islam und Bahaismus. Ein Teil der Heiligkeit dieser Region entspringt der religiösen Wichtigkeit von Jerusalem und seiner Bedeutung als das Land der Verheißung, das Abraham und dem Volk Israel laut Alten Testament von Gott versprochen wurde.
Die Kreuzzüge wurden gegen das Heilige Land geführt, um es für die Religion der Christenheit zurückzuerobern, nachdem Al-Hakim 1009 die Grabeskirche in Jerusalem, eines der größten Heiligtümer des Christentums, zerstört hatte. Heute steht diese Region im Mittelpunkt des Nahostkonfliktes.
Der Ausdruck "Heiliges Land" geht auf das 4. Jahrhundert zurück, als mit dem Ende der Verfolgungszeit und der Auffindung des „wahren Kreuzes Christi“ in Jerusalem durch Kaiserin Helena, die Mutter von Konstantin dem Großen, das Interesse der Christen an den Schauplätzen der Bibel, vor allem an Jerusalem, erwachte. Die früheste dokumentierte Reise eines (anonymen) christlichen Pilgers aus Bordeaux ins Heilige Land fand im Jahre 333 statt.
Viele Geschehnisse aus dem Alten Testament und dem Leben Jesu wurden nun lokalisiert, Gedenkstätten und Kirchen erbaut. Die Wallfahrt ins Heilige Land galt fortan als bedeutsam für das Seelenheil.

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