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ine Reisewelle ganz besonderer Art stellten die Kreuzzüge dar. Sie waren Ausdruck der großen Reformbewegung der Kirche, die sich zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert entwickelte.
Um die Ideologie der Kreuzzüge zu verstehen, sollte man einen kurzen Blick auf ihre Vorgeschichte werfen.
Mehrfarbige Lithographie um 1885
Schon vor Karl dem Großen pflegten häufig fromme Christen nach Palästina zur Heiligen Stadt Jerusalem2 zu pilgern, um dort auf dem Heiligen Grab ihre Andacht zu verrichten.
Das Land zu sehen, wo der Heiland der Welt geboren war, wo er gewandelt, gelehrt, gelitten und so viele Wunder verbracht hatte, sollte die Pilger lebendiger an ihn erinnern und sie zu höherem Glauben und neuer Andacht entflammen.
Die Araber, die seit 395 im Besitz des Heiligen Landes3 waren, ließen das gerne geschehen, denn durch die Pilgerfahrten hatten sie einen finanziellen Vorteil.
Das sollte aber ganz anders werden mit der Eroberung Jerusalems 1070 durch die türkischen Seldschuken, die die in Jerusalem wohnenden und nach Jerusalem pilgernden Christen mit großer Härte behandelten.
Eroberung Jerusalems 1099
Als die arabisch-muslimischen Herrscher über Jerusalem die bisher allgemein zugänglichen heiligen Stätten der Christenheit (Pilgerstätten) im Heiligen Land schlossen, verkündete Papst Urban II., dass das Heilige Land von Anhängern des Teufels besetzt sei. Deshalb müssten die Christen Jerusalem von den Moslems befreien.
Mit den Worten Deus lo vult („Gott will es“) formierte sich ein Heer unter der Führung eines gewissen Gottfried von Bouillon, dem Herzog von Niederlothringen (im heutigen Frankreich), der 1099 Jerusalem eroberte.
In christlicher Mission zogen die Kreuzfahrer in den Krieg. Das Gebot „Du sollst nicht töten” war außer Kraft gesetzt worden. Viele Kreuzfahrer waren überzeugt, durch die Vertreibung der Muslime aus dem Heiligen Land, Gottes Willen zu erfüllen und die Erlassung all ihrer Sünden zu erreichen, denn wer Andersgläubige umbrachte, handelte im Auftrag Jesu, wer starb glangte direkt in den Himmel, ins Paradies.
Pilger
Im Zeichen des Kreuzes kam es im Verlauf der nächsten 200 Jahre zu weiteren sechs Kreuzzügen und einem Kinderkreuzzug, in denen viele Tausende den Tod fanden.
Ein Augenzeuge berichtete: „...... die Füße bis zu den Knöcheln mit dem Blut der getöteten getränkt, wurde keiner am Leben gelassen, weder Frauen noch Kinder verschont".
Es entstanden spezielle Kampforden: das waren die Ritterorden der Johanniter, der Templer und des Deutschen Orden. Bei einem ihrer Kreuzzüge eroberten die Kreuzfahrer Konstantinopel4.
Friedrich II.
Als dann der Deutsche Orden "arbeitslos" wurde, gab ihm Kaiser Friedrich II. Ostpreußen und das Baltikum zur Missionierung.
Daraus "schnitzte" sich der Orden einen eigenen Staat, den sogenannten Ordensstaat.
Da sie nicht zimperlich waren, spielen sie im Geschichtsbild der Polen eine ebenso finstere Rolle wie die anderen Kreuzfahrer bei den Arabern.
1 Kreuzzüge = allgemein die im Mittelalter von der Kirche propagierten oder
unterstützten
Kriege gegen Ungläubige (z. B.
heidnische Wenden, Prußen) und Ketzer (z. B. Albigenser) zur Ausbreitung oder Wiederherstellung des katholischen Glaubens; im engeren
Sinn die sieben vom 11. bis 13. Jahrhundert geführten Kriegszüge der abendländischen Christenheit zur Rückeroberung
der heiligen Stätten von islamischer Herrschaft.
Anlass für den Beginn der Kreuzzüge war die Eroberung Jerusalems 1070
durch die türkischen islamischen Seldschuken, die daraus resultierende Erschwerung der Pilgerfahrten ins "Heilige Land" und
die Bedrohung Ostroms (Hilferuf des byzantinischen Kaisers).
Es entstand eine breite Kreuzzugsbewegung, verbunden mit der Gründung neuer Orden (z. B. Kreuzherren, v. a. aber geistliche
Ritterorden wie Johanniter, Templer, Deutscher Orden) und einer allgemeinen Aufwertung
der Kreuzesfrömmigkeit (Kreuz als Symbol der Kreuzzüge).
Zur Sicherung der von ihnen eroberten Gebiete errichteten die Kreuzfahrer
zahlreiche Befestigungsanlagen (Kreuzfahrer- beziehungsweise Kreuzritterburgen, z. B. Krak des Chevaliers in Westsyrien, etwa 80 km westlich
von Homs, aus dem 12./13. Jahrhundert); es entstanden mehrere Kreuzfahrerstaaten.
2 Jerusalem wird von Christen, Juden und Muslimen als Heilige Stadt
angesehen. Für
alle drei dieser Religionen ist Jerusalem als Wirkungsort verschiedener Propheten wie Abraham, Salomon, David,
Zacharias und anderen bedeutend. Orte, wie der Tempelberg, sind seit jeher umstritten und Ursache für Konflikte.
3Die Bezeichnung Heiliges Land ist eine allgemein-religiöse Bezeichnung
für die
historische geografische Region Israel. Sie betrifft Gebiete von religiöser Wichtigkeit für die vier monotheistischen abrahamitischen
Religionen Judentum, Christentum, Islam und Bahaismus. Ein Teil der Heiligkeit dieser Region entspringt der religiösen Wichtigkeit
von Jerusalem und seiner Bedeutung als das Land der Verheißung, das Abraham und dem Volk Israel laut Alten Testament von Gott versprochen
wurde.
Die Kreuzzüge wurden
gegen das Heilige Land geführt, um es für die Religion der Christenheit zurückzuerobern, nachdem Al-Hakim 1009 die Grabeskirche
in Jerusalem, eines der größten Heiligtümer des Christentums, zerstört hatte. Heute steht diese Region im Mittelpunkt
des Nahostkonfliktes.
Der Ausdruck "Heiliges Land" geht auf das 4. Jahrhundert zurück, als mit dem Ende der Verfolgungszeit und der Auffindung
des „wahren
Kreuzes Christi“ in Jerusalem durch Kaiserin Helena, die Mutter von Konstantin dem Großen, das Interesse der Christen an den
Schauplätzen der Bibel, vor allem an
Jerusalem, erwachte. Die früheste dokumentierte Reise eines (anonymen) christlichen Pilgers aus Bordeaux ins Heilige Land fand im
Jahre 333 statt.
Viele Geschehnisse aus dem Alten Testament und dem Leben Jesu wurden nun lokalisiert, Gedenkstätten und Kirchen erbaut.
Die Wallfahrt ins Heilige Land galt fortan als bedeutsam für das Seelenheil.
4 Konstantinopel = alter Name der heutigen am Bosporus gelegenen
Stadt İstanbul
in der Türkei.
Der römische Kaiser Konstantin I., genannt Konstantin der Große, machte die eher kleine griechische Kolonialstadt Byzantion
(Byzanz) im Jahre 330 zur Hauptstadt des Römischen Reiches und nannte sie "Nova Roma" (Das zweite Rom). Nach seinem Tode
benannte man sie zu seinen Ehren in Konstantinopel um.
Konstantinopel war lange das Zentrum der Christenheit. Sie verband das Erbe der Römer mit der Philosophie der Griechen und dem Glauben
der Kirchenväter. Im 12. Jahrhundert hatte Konstantinopel 1 Million Einwohner, die größte Stadt der Welt; 300 Jahre später
lebten dort nur noch 50.000 Menschen. Die Perle der Christenheit hatte ihren Glanz verloren.