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Die Alamannen und das Frankenreich

 

(Teil 1 von 2)

der Expansionsdrang der Alamannen1 brachte sie Ende des 5. Jahrhunderts mit den Franken, einem weiteren germanischen Stammesverband (Chatten, Sugambrer, Chamaven, Chauken), in Berührung. In der Zwischenzeit hatten die Franken am Mittel- und Niederrhein die Oberherrschaft erlangt und im Westen das Erbe der römischen Macht angetreten.

 

Die Schlacht bei Zülpich

Chlodwig I.
Chlodwig I.

Zwischen 496 und 507 kam es in der Schlacht bei Zülpich in der Nähe von Bonn zur entscheidenden Niederlage der Alamannen gegen den merowingischen Frankenkönig Chlodwig I. Die Alamannen verloren somit das Maingebiet und gerieten in eine lose Abhängigkeit der Franken.

Nach der Eingliederung Alamanniens in das Frankenreich erhielten die Alamannen aber den Status einer gens2 mit eigenem Namen, Recht und Territorium. Sie waren zunächst fränkische Amtsträger und gelangten zeitweise zu sehr selbstständiger Macht, standen aber dann den Franken wegen ungerechter Erbfolge in erbitterter Feindschaft gegenüber.

 

Das Herzogtum Alamannien unter den Merowingern

Die Söhne (Theuderich, Chlodomer, Childebert und Chlothar) des merowingischen Frankenkönigs Chlodwig teilten nach seinem Tod das von ihm Ende des 5. Jahrhunderts gegründete germanisch-romanische Reich (511) unter sich auf. Das Stammesherzogtum3 Alamannien wurde gebildet.

 

Die Aufgaben des Herzogtums

Das Herzogtum war zwar zur Heerfolge verpflichtet, genoss aber innenpolitisch einen

Siedlungsgebiet der Alamannen um 600 n. Chr.
Siedlungsgebiet der Alamannen um 600 n. Chr.
hohen Grad an Autonomie und entsprach größtenteils dem späteren Herzogtum Schwaben. Die vom fränkischen König eingesetzten Amtsherzöge stammten verschiedentlich noch aus vornehmen alamannischen Familien und erlangten im 7. Jahrhundert eine gewisse Selbständigkeit.

 

Die Karolinger

Die zunächst als Hausmeier4 aufstrebenden Karolinger bemühten sich um eine Konsolidierung des Frankenreiches und gerieten dadurch in Konflikt mit den Alamannenherzögen. Es kam zu zahlreichen inneren Machtkämpfen.

Gotfrid, 13. alamannischer Herzog, stand in seinem Amt (? -709) den fränkischen Hausmeiern in erbitterter Feindschaft gegenüber und verteidigte ihnen gegenüber die Unabhängigkeit seines Herzogtums.

Nach Herzog Gotfrids Tod 709 übernahmen seine Söhne Lantfrid (709-730) und Theudebald (709-744) das Amt des alamannischen Herzogs. Möglicherweise übte Lantfrid die Herrschaft vor allem im Norden, Theudebald im Süden aus.

Bereits im Verlauf des 7. Jahrhunderts hatte sich der alamannische Herrschaftsbereich angesichts der schwachen merowingischen Könige innerhalb des Frankenreiches weitgehend verselbstständigt, so dass die Herzöge ähnlich autonom wie Könige regierten.

 

Alamannien unter dem Hausmeier Karl Martell

Der Hausmeier Karl Martell (714-741), vereinte das zersplitterte Frankenreich wieder, das beim Tod des Vaters immer wieder unter den Söhnen aufgeteilt wurde. Er stand vor schwierigen innen- und außenpolitischen Problemen. Immer wieder versuchten einige Führer der alten Reichsadelsgeschlechter im Frankenreich, sich gegen seine Herrschaft aufzulehnen und so kam es immer wieder zu Kämpfen gegen Friesen, Sachsen, Bajuwaren und Alamannen, die der Grenzsicherung, der Ausdehnung des Reiches und zur Festigung seiner Herrschaft dienten.

 

Pirminius und die Verbreitung des Christentums

Ankunft Oirmins und Schlangenvertreibung, Tafelbild von 1624
Ankunft Pirmins und Schlangenvertreibung 5
(Tafelbild 1624)

724 gründete Klosterbischof Pirminius unter dem Schutz Karl Martells das Kloster Reichenau inmitten des alamannischen Herzogtums, was von Lantfrid und Theudebald als weitere Provokation aufgefasst wurde.

725 führte Karl Martell einen Feldzug vor allem gegen den Alamannen Theudebald, der vorübergehend aus seinem Herrschaftsgebiet vertrieben wurde. Lantfrid konnte den Norden des Herzogtums vorerst halten.

730 führte Karl Martell einen erneuten Feldzug gegen die Herzöge Theudebald und Lantfrid, der noch im selben Jahr verstarb. Herzog Theudebald übernahm daraufhin das alleinige Herzogenamt. In den folgenden Jahren wurden die Alamannen geschlagen und schließlich wieder fest in den fränkischen Reichsverband eingegliedert.

 

Alamannien unter dem Hausmeier Karlmann

Karlmann I.
Karlmann I.

Nach fränkischer Tradition teilte Karl Martell das Reich kurz vor seinem Tode unter seinen Söhnen Karlmann und Pippin III. auf. Karlmann, der ältere Sohn, erhielt neben Austrien und Thüringen auch Alamannien.

Gegen die Söhne Karl Martells bildete sich bald erneut der Widerstand in den Aussendukaten, der in mehreren Feldzügen (742, 744) und endgültig durch den Gerichtstag von Cannstatt (746) gebrochen wurde.

 

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1 Alamannen: Die Bedeutung des Namens in seiner lateinischen Form Alamanni und später dann Alemanni ist umstritten. whrscheinlich ist er germanischen Ursprungs und bedeutet "die Männer allgemein". 213 n. Chr. tauchen sie das erste Mal in einer lateinischen Schriftquelle auf. die Alammannen sind von einem Teilstamm der Sueben (Mischung aus Stammesgruppen der Langobarden, Semnonen, H ermunduren, Markomannen und Quaden) entstanden, der aus dem Elbgebiet nach Südwestdeutschland abwanderte und sich dort mit anderen germanischen Stämmen (Semnonen, Burgundionen, Rätovariern, Brisigaviern) vermischte.
Erst im 3. Jahrhundert bildeten sich die germanischen Großstämme in Alemannen, Franken, Sachsen und Bayern heraus.

2 Gens = Geschlechtsverband, im antiken Rom die durch gemeinsame Abstammung und Kult zusammengehörigen Familien, deren Mitglieder den gleichen Gentilnamen (Name, der zwischen dem Vornamen und dem oder den Beinamen stand: Marcus Tullius Cicero) trugen.

3 Stammesherzogtum = Herzog [althochdeutsch herizogo, aus heri = Heer und -zogo von ziehen, „der mit dem Heer auszieht“, (lat. Dux), ] bei den germanischen Stämmen ein nur für die Dauer eines Krieges gewählter od. durch Los bestimmter Heerführer, später der militärische Anführer seines Herzogtums. Tacitus nennt jene, in denen er die eigentlichen Häupter der Volksstämme sah, Könige (reges), die Herzöge aber Heerführer (duces). Im Langobarden- und im Frankenreich waren die Herzöge dem König untergeordnet und hatten eigene Ämter in bestimmten Bezirken. In den Zeiten der Schwäche des merowingischen Königtums erlangten diese Herzöge mit zunächst vorwiegend militärischen Aufgaben, später zum Teil stammesherrschaftlichen Befugnissen bald eine größere Selbständigkeit, und so kam es, daß schon in den letzten Zeiten der Merowinger die Herzöge in Bayern, Alemannien, Thüringen und Friesland ihre Herzogtümer erblich regierten und mitunter sogar unabhängig zu machen suchten. Die Karolinger beseitigten bis 788 diese (älteren) Stammesherzogtümer. Unter dem ersten deutschen König Heinrich I. wurde das sog. jüngere Stammesherzogtum, das sich in der späten Karolingerzeit gebildet hatte, durch Lehnshuldigung der Herzöge an das Reich gebunden. Der Herzog ist die höchste Adelsstufe.

4 Hausmeier = ( lat. Maiordomus) ursprünglich Vorsteher der Hausverwaltung an germanischen Fürstenhöfen, im Fränkischen Reich unter den Merowingern Vorstand der königlichen Hofhaltung in den einzelnen Teilreichen; im 7. Jahrhundert Entwicklung zum höchsten Amt der Staatsverwaltung, das dann erblich wurde. Als Führer des fränkischen Adels drängten die Hausmeier die Könige völlig beiseite. Das Hausmeieramt erlosch 751 mit der Absetzung des letzten Merowingerkönigs durch Pippin III., den Jüngeren, der sich dann zum König Pipin I. krönen ließ.

5 Schlangenvertreibung = wahrscheinlich ist die Schlangenvertreibung als Sinnbild für die Vertreibung des Heidnischen zu verstehen (und die Schlange schließlich für das Böse steht ).

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