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Das 17. Jahrhundert, ein Jahrhundert der Kriege
Der 30-jährige Krieg (1618 - 1648):
Krieg um Glaube und Macht - Katholiken gegen Protestanten
Sebastian Vrancx: marodierende Soldateska
er 30-jährige Krieg gilt als eines der entscheidendsten historischen Ereignisse in Europa.
Lange Zeit wurde seine außerordentliche Grausamkkeit betont. Von 1618 bis 1648 überzogen marodierende Truppen Mitteleuropa mit massenhaftem Mord und Plünderung, Vergewaltigung, Folter und Brandschatzung. Es kamen wohl vier Millionen Menschen durch Gewalt, Hunger und Seuchen (die Pest wütete 1626, 1634/39) auf deutschem Boden ums Leben.
Jacques Callot: Ein Kriegsgericht aus dem Zyklus - "Die großen Schrecken des Krieges"
Schätzungsweise lebten um das Jahr 1600 mehr als 20 Millionen Menschen im Heiligen Römischen Reich, die meisten waren arme Bauern und Handwerker, die aus Not ins Feld zogen.
Sebastian Vrancx: marodierende Soldateska
Einige Gegenden Deutschlands verloren zwei Drittel ihrer Zivilbevölkerung 1.
Den Südwesten Deutschlands traf es besonders hart: Weite Landstriche wurden durch französische Truppen verwüstet und ganze Landstriche entvölkert.
Erst nach fast einem Jahrhundert konnte sich der Südwesten von diesem Schlag erholen.
Bevölkerungsverluste im 30-jährigen Krieg
Hans J.C. von Grimmelshausen
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen2, Söldner im 30-jährigen Krieg schildert die Greuel des Krieges in seinem Roman Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch:
[...] Reiter plündern den Hof aus, zerschlagen alles, was sie nicht mitschleppen, vergewaltigen Frauen und foltern aus den Männern die Verstecke von Geld und Gut heraus.[...]
Wasserfolter, Holzschnitt von 1556
[...] Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul, und schütteten ihm einen Melkkübel voll eklhaftem Mistlachenwasser (Jauche) ins Leib, das nannten sie einen Schwedischen Trunk. [...]
1 1618 zählte man 450.000 Einwohner, 1639 waren es 100.000 und 1648 dann 166.000 Einwohner.
2 Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen = Sohn eines protestantischen Gastwirts und Bäckers wurde er 1622 geboren. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde er 1635 von hessischen Soldaten gefangen und nach Kassel gebracht, dann zum Soldatendienst in die kaiserliche Armee gepresst. Er erlebte während der Jahre des Herumziehens mit der Armee mannigfaltige Abenteuer in verschiedenen Gegenden Deutschlands. 1636-1638 war er bei der schwedischen Armee in Westfalen, 1638 am Oberrhein in der Armee des Grafen v. Götz und 1639-1648 in Offenburg (Baden) beim Regiment des Freiherrn von Schauenburg. Grimmelshausen wechselte vor Kriegsende zum katholischen Glauben. Er starb am 17.8.1676 in Renchen (Baden).