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Wirtemberg als Kriegsschauplatz
(Teil 7 von 7)
marodierende Soldateska ziehen durch das Land"
ie Bevölkerung im Südwesten Deutschlands litt weniger unter den Kämpfen selbst als unter dem Durchzug feindlicher wie verbündeter Truppen. So war die Französische Republik außer-stande, die durch die Wehrpflicht aufgebotenen Massenheere aus eigener Kraft zu unterhalten. Die in Kriegen übliche Versorgung der Truppen mit Kleidung und Nahrungsmitteln aus Magazinbeständen wurde aufgegeben. Der Krieg musste den Krieg ernähren: Die Truppen lebten von dem Land, durch das sie kamen. Dies zog den Verlust jeglicher Disziplin nach sich. Ständig auf der Suche nach Geld, Nahrungsmitteln und Alkohol versetzten die französischen Soldaten die Einwohner der württembergischen Städte und Dörfer in Angst und Schrecken.
Schwäbische Kreis in gelb
Am 7. August 1796 schlossen Wirtemberg und der Schwäbische Kreis einen Sonderfrieden mit Frankreich ab: Die Abtretung von Mömpelgard und der elsässischen Gebiete an Frankreich wurde damit festgelegt. Als Ausgleich sollte Wirtemberg Gebiete rechts des Rheines erhalten. Herzog Friedrich Eugen wurde außerdem verpflichtet, eine hohe Kriegsentschädigung an Frankreich zu zahlen.
Nach dem Abschluss des Friedensvertrags mit Frankreich gewann Österreich vorübergehend militärisch die Oberhand. Bei Biberach wurden die württembergischen Truppen von den Österreichern entwaffnet. Die französischen Truppen wurden zum Rückzug auf das linke Rheinufer gezwungen. Und Wirtemberg wurde von den Österreichern besetzt.
Um die Kriegsentschädigung zahlen zu können, wollte der Herzog im Frühjahr 1797 von der Landschaft1 neue Steuern beschließen lassen. Damit war in Wirtemberg eine Situation entstanden, die mit Frankreich am Vorabend der Revolution2 verglichen werden konnte.
Herzog Friedrich Eugen starb am 23. Dezember 1797.
1 Landschaft: hier: der dem Landesherrn, insbsondere bei der Schuldenverwaltung, gegenübertretende (oft auch von diesem initiierte) Zusammenschluss aller Landesstände oder, wo Geistlichkeit und Adel fehlen, auch nur der in Städten, Ämtern u. ä. verfassten Untertanen. [Deutsches Rechtswörterbuch (DRW)]
2 Die Französische
Revolution kann wie jede andere Revolution auch
nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden.
Zum ersten Mal wurde in Europa eine Gesellschaftsordnung angestrebt,
in der jeder Mensch politisch frei und rechtlich gleich sein sollte
(Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). Alle Vorrechte der Geburt,
des Standes, der Religion sollten abgeschafft werden. An die Stelle
des absolutistisch, aus Gottes Gnaden regierenden Monarchen sollten
die Verfassung, die Menschen- und Bürgerrechte treten.
In der Zeit vor dem Ausbruch der Revolution war Frankreich durch das absolute
Königtum der Bourbonen und dem Gegensatz der Stände geprägt. Frankreich
war unter Ludwig XIV. die Vormacht Europas.
Besonders benachteiligt waren vor Ausbruch der Revolution der 3.
Stand, der 98% (90% Bauern und 8% Bürger) der Gesamtbevölkerung
ausmachte, jedoch kein Mitspracherecht hatte und die gesamte Steuerlast trug.
Sie mussten an ihre Grundherren Abgaben leisten, der Kirche den Zehent abliefern
und dem Staat hohe Steuern zahlen.
Zur Unzufriedenheit des 3.Standes kam auch noch eine wirtschaftliche Krise hinzu.
Durch die vielen Kriege, die hohen Ausgaben für ein großes ständiges
Heer und die verschwenderische Hofhaltung stieg die Staatsschuld ins Unermessliche
und schwächten die Wirtschaftskraft des Landes.
Im Jahre 1786 waren die Staatsausgaben 25% höher als die Einnahmen, ein
Staatsbankrott schien unvermeidlich.
Missernten führten zu Hungersnöten und demnach zu einer Lebensmittelknappheit
und steigenden Getreidepreisen, so dass sich kaum noch jemand Getreide leisten
konnte. Das trieb viele in die Armut. Die Unmut im Land nahm zu und der Ruf nach
Reformen war nicht mehr zu überhören.