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Das Leben mit anderen Nationalitäten
(Teil 3 von 4)
Siedlungsplanung
ei der Annäherung an eine Siedlung konnte man aber auch schon erkennen, welche Nationalität in ihr vorherrschte.
Straßendorf
Die planmäßig angelegten Siedlungen der Kolonisten, vor allem die der Deutschen und Bulgaren, waren durch breite, gerade Straßen und in der Regel mit dem Giebel zur Straße stehende Häuser und eine regelmäßige Anordnung der übrigen Gebäude erkennbar, wobei sich die Dorfanlage als Straßendorf allmählich auch bei neuen Siedlungen der anderen Ethnien verbreitete.
Haufendorf
Ursprünglich waren die Siedlungen der Moldauer, Russen und Ukrainer als unregelmäßige Haufendörfer entstanden.
Hinweise auf die Zugehörigkeit der Bewohner gaben vor allem die Kirchen in klassizistisch-neugotischem Stil bei den Deutschen, mit Zwiebelturm bei den anderen, aber auch die Größe und Instandhaltung der Häuser und charakteristische Verzierungen und Farben.
Die Verständigung
die evangelische Kirche von Sarata
Die Verständigung mit den anderen Ethnien war nicht immer einfach. Für die Deutschen war die Kommunikation mit den Juden am leichtesten, da deren Jiddisch für die Schwaben leicht zu verstehen war. Man behalf sich aber auch mit der Staatssprache, da fast jeder auch einige Worte in Russisch konnte.
orthodoxe Kirche in Odessa
Nach und nach bürgerten sich auch manche Wörter aus den Nachbarsprachen ein, vor allem aus der Staatssprache; dabei handelte es sich besonders um Wörter aus dem Bereich der staatlichen Verwaltung, der neueren technischen Entwicklung (z. B. Eisenbahn) und der Nahrungsmittel.
Einige Bräuche wurden allgemein geübt, z.B. das „Mogritsch trinken“, der Umtrunk nach einem erfolgreich abgeschlossen größeren Kauf, oder das Ehrenwort, das allgemein Njemezkowo Slowo (deutsches Wort) hieß.
Die Gastfreundschaft
Die Gastfreundschaft wurde bei allen Nationalitäten hoch-gehalten, man konnte etwa, wenn man bei längeren Überlandfahrten mit Pferd und Wagen von der Dunkelheit oder von Unwetter überrascht wurde, einfach auf einen Hof fahren und um Nachtquartier bitten, wobei man jedoch in erster Linie bei Verwandten, in zweiter Linie bei anderen Angehörigen der eigenen Nationalität und erst in dritter Linie bei anderen anklopfte.
So glich man sich in der Lebensweise in mancherlei Hinsicht aneinander an, hielt aber gleichzeitig zäh an der eigenen Sprache und kulturellen Identität fest.
auf dem Markt in Tarutino