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Sofiental

(Sofiyivka, Stawrowa, Sofiivka Софиевка/Софіївка)

Eine deutsche Tochterkolonie in Bessarabien

Teil 3 von 4)

Die Verteilung der Häuser

die Wohnungshäuser und Wirtschaftsgebäude, die von den Pächtern zurückgelassen wurden, waren in Größe und Bauzustand sehr verschieden. Deshalb wählte man eine Kommission, die den Wert von Fall zu Fall festzusetzen hatte. Die Vereinbarung lautete, dass der errechnete Gesamtwert durch die Desjatinenzahl geteilt wurde. Wer also bessere Bauten hatte, als ihm zustand, hatte die Differenz an die Ausgleichskasse zu zahlen.

Diese Kasse vergütete die Zulagen für die kleinen Häuschen und Gebäude, die in sehr schlechtem Zustand waren.

Beim Kauf wurden 48 bebaute Hofstellen übernommen, die nach dem Sonnenzirkel angelegt waren. Das Dorf lag in einer flachen Talmulde, die sich von Norden nach Süden zog und nach Süden immer mehr abfiel. Die Straße war 50 Faden1 breit.

Das Dorfende war knapp 150 Faden von der Gemarkung Kadajeschti entfernt. Somit besaß Sofiental nur nach 3 Seiten hin Land, was für die Bewirtschaftung nicht sehr günstig war. Die Pächter waren damals aber gezwungen, gerade hier ihr Dorf anzulegen, weil hier die einzige Talsenke auf dem Land der Gräfin Sofia war.

 

Die Dorfanlage

DorfanlageDie Dörfer legte man damals nur in Tälern an, damit die Brunnen nicht noch tiefer ausgeschachtet werden mussten.

Jede Hofstelle war 20 Faden breit und zählte (zusammen mit der Hälfte der Straßenbreite) eine Desjatine. Zu jeder Hofstelle gehörten 50 Desjatinen Land. Im Jahr 1900 zählte Sofiental 56 Hofstellen.

 

Die Entwicklung der Gemeinde Sofiental

Durch gute Ernten und sparsames Wirtschaften entwickelte sich Sofiental schon nach wenigen Jahren zu einer wohlhabenden Gemeinde. Gleich in den ersten Jahren musste sehr viel gebaut werden. Die übernommenen Wirtschaftsgebäude waren für die stark vergrößerte Landwirtschaft der Eigentümer viel zu klein.

Begünstigt wurde der Aufschwung auch durch die Nähe der Kreis- und Hafenstadt Akkerman (15 km). Getreide, Schlachtvieh und alle sonstigen Produkte fanden dort immer guten Absatz.

So war es kein Wunder, dass die eifrigen Sofientaler schon bald an weiteren Landzukauf dachten. Die Gelegenheit bot sich, als Graf Masarowitsch, der Schwiegervater des Generals Demidow, wieder einmal in großer Geldverlegenheit war und deshalb 1.000 Desjatinen von seinem Besitz südlich der Sofientaler Grenze zum Verkauf anbot.

Im Herbst 1906 wurde das Land zu 250 Rubel je Desjatine von Wilhelm Bechtle (mein Urgroßvater mütterlicherseits), der von Sarata nach Sofiental zugewandert war, und noch anderen Sofientalern gekauft. 50 Rubel pro Desjatine mussten sofort beim Abschluss des Kaufvertrags bezahlt werden. Der Rest war in 20 Jahresraten bei 6% Schuldzinsen zu tilgen. Wie schon erwähnt, wurden alle Tilgungs- und Zinszahlungen, laut eines Erlasses des Zaren, nach Kriegsausbruch eingestellt.

Hier die Liste der Käufer der 1.000 Desjatinen:

  • Bechtle Wilhelm I. (mein Urgroßvater mütterlicherseits)
  • Brost August
  • Brost Jakob
  • Hiller Samuel I. (mein Urgroßvater väterlicherseits)
  • Hiller Samuel II.
  • Irion Nathanael
  • Müller Daniel I.
  • Müller Daniel II.
  • Schlechter David
  • Schulz August
  • Seitz Johannes

Das zugekaufte Grundstück hatte die Form eines Rechtecks und schloss nach Osten wie nach Westen mit den Grenzen der Gemarkung Sofiental ab.

Es hatte auch sehr gute Schwarzerde, denn je näher man zum Meer kam, desto besser und ertragreicher wurde der Boden. So kam es, dass Sofiental vor dem 1. Weltkrieg bereits 4139 Desjatinen Land besaß.

Sofiental war eine blühende Gemeinde geworden. Die Bürger hatten es durch Fleiß und Sparsamkeit zu großem Wohlstand gebracht und waren bei Behörden und in der Finanzwelt dementsprechend gut gesehen. Das sollte sich aber bald ändern.

 

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1 1 Faden = 2,1336 m

Quelle: Berthold Mayer: Sofiental - Eine deutsche Gemeinde in Bessarabien, Greiserdruck Rastatt, 1973;

 

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