Die Berliner Mauer

 

(Teil 3 von 4)

Operation “Rose”

Der Plan zum Bau der Mauer in Berlin war ein Staatsgeheimnis der DDR-Regierung.

In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 begann die Operation „Rose“: an der Grenze gingen die Lichter aus.

die Grenze zwischen Ost-und Westberlin
die Grenze zwischen Ost-und Westberlin

Militärlaster brachten Truppen und Stacheldraht.

Polizisten sprangen mit ihren Maschinenpistolen von den Ladeflächen.

Am Brandenburger Tor tauchten Such-scheinwerfer das Gelände in ein kalt bläuliches Licht und schweißüberströmte Soldaten rissen mit Presslufthämmern das Pflaster auf.

Betriebskampfgruppen1 stellten Spanische Reiter auf den Straßen auf, legten Betonschwellen und montierten Straßensperren.

am Morgen des 13. August 1961
am Morgen des 13. August 1961

Die Nationale Volksarmee, 5000 Angehörige der Deutschen Grenzpolizei (Vorläufer der Grenztruppen), 5.000 Angehörige der Schutz- und Kasernierten Volkspolizei und 4500 Angehörige der Betriebskampfgruppen riegelten unter Beschimpfungen und prasselnden Bierflaschen 193 Haupt- und Nebenstraßen, 12 U- und S-Bahn-Linien und 48 S-Bahnhöfe nach Westberlin mit Stacheldraht ab, um das Passieren der Grenze unmöglich zu machen und den ständigen Fluss von Flüchtlingen anzuhalten.

Soldaten der Volksarmee beim Mauerbau
Soldaten der Volksarmee beim Mauerbau

Alle noch existierenden Verkehrs-verbindungen von und nach Westberlin wurden unterbrochen.

Die Mauer sollte "gegen die Feinde des Sozialismus" und vor einem eventuellen Angriff des Feindes schützen.

Am Brandenburger Tor versammelten sich in der Mittagszeit Hunderte Berliner, die versuchten, "die Grenzbefestigungen zu zerstören".

das Staunen der West-Berliner, die dem Mauerbau 
              beiwohnen
das Staunen der West-Berliner,
die dem Mauerbau beiwohnen

Die Vopos ließen fünf Wasserwerfer und vier Schützenpanzer auffahren.

Damals war die Weltlage hoch brisant; Berlin war die Stadt des Kalten Krieges2. Briten, Amerikaner, Franzosen und Russen standen sich in der alten "Reichshauptstadt" gegenüber und waren auf das Schlimmste vorbereitet. Jedes Missverständnis konnte einen Atomkrieg auslösen.

Soldaten während ihrer Dienstzeit an der Grenze
Soldaten während ihrer Dienstzeit an der Grenze

 

Während des Kalten Krieges war die Mauer das umstrittenste Bauwerk Deutschlands. Die SED bejubelte sie als " antifaschistischen Schutzwall", der den Frieden bewahrte; für den Westen war sie die Schandmauer.

 

 

 

die Berliner Mauer
die Berliner Mauer

Aus der Sicht des DDR-Regimes war der Bau der Berliner Mauer notwendig.

Allein im August 1961, als Gerüchte umher gingen, dass die Grenze geschlossen werden könnte, verließen über 45.000 Menschen den "Arbeiter-und Bauernstaat" in Richtung Westen.

Der dadurch entstandene Rückgang der Bevölkerung destabilisierte die Wirtschaft der DDR, so dass die DDR-Regierung keinen anderen Weg sah, als einen "antifaschistischen Schutzwall" (Begriff der DDR für die Mauer) zu errichten.

Westberliner grüßen ihre Angehörigen im Osten
Westberliner grüßen
ihre Angehörigen im Osten

Er sollte die Bürger vor den "westlichen Faschisten" und vor einem eventuellen feindlichen Angriff schützen.

In Wirklichkeit wurde die Mauer gebaut, um den DDR-Bürgern zu verhindern die DDR nach Westen zu verlassen.

In einer Rundfunk- und Fernsehansprache rechtfertigt Walter Ulbricht die Absperrungsmaßnahmen vom 13. August mit dem Hinweis auf angebliche Anzeichen für einen offenen Angriff, Bürgerkrieg und militärische Provokationen vonseiten der Bundesrepublik gegenüber der DDR:

„Manche Bürger hätten gefragt", fährt Ulbricht fort, „ob es denn unbedingt notwendig gewesen sei, bei unseren Maßnahmen (...) mit Panzern und Geschützen aufzufahren. Ich möchte es ganz unmissverständlich sagen: Jawohl, das war notwendig! (...) Den Provokateuren ist von vornherein die Lust genommen worden, gefährliche Zwischenfälle heraufzubeschwören. Für manche Leute war es sicherlich auch recht nützlich, zur Kenntnis zu nehmen, dass die deutsche Arbeiterklasse heute nicht mehr wehrlos ist, sondern über Panzer und Geschütze und alles, was zur Verteidigung notwendig ist, verfügt."

 

die Berliner Mauer
die Berliner Mauer

Nach Fertigstellung der Mauer, war West-Berlin durch ein 45km langes Bauwerk umgeben, das die Stadt halbierte und den Ostsektor mit Schützengräben, Stacheldraht, Gruben, Wachtürmen, "Spanische Reiter" und Minen "schützte".

Parallel zur Mauer war die gesamte Westgrenze der DDR durch Absperrsysteme praktisch undurch-dringlich.

In den Jahren danach wurden die Kontrollen an der innerdeutschen Grenze immer mehr verstärkt und in verschiedenen Phasen wurde sie mit Stacheldraht, Zäunen, Gräben, Kontrolltürmen, Spanische Reitern usw. ausgebaut bis sie rund 1.400 km lang wurde.

Selbstschussanlage
Selbstschussanlage

Es entstanden Minenfelder und Selbstschussanlagen, die dazu dienten, einen oder mehrere Menschen vom Betreten oder Durchqueren des Grenzstreifens abzuschrecken bzw. ihn in diesem Fall automatisch zu verletzen oder zu töten.

Rund 1.000 Polizeihunde wurden bis Anfang der 80er Jahre eingesetzt.

Wer dennoch die Flucht wagte, musste ebentuell das Risiko eingehen von Grenzsoldaten, die den Befehl hatten zu schießen, getötet zu werden.

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1 Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse waren eine Freiwilligen-Armee in der DDR. Sie rekrutierte sich aus Werktätigen der Betriebe, standen aber nicht ständig unter Waffen; sie waren gewissermaßen eine Miliz. Die Kampfgruppen wurden nach dem Volksaufstand des 17. Juni 1953, der offiziell als konterrevolutionärer Putsch bezeichnet wurde, im Juni 1954 gegründet.

2 Kalter Krieg = Auseinandersetzung nach 1945 zwischen den beiden Machtblöcken USA und Sowjetunion. Eine direkte militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden Supermächten gab es nicht, aber dafür erbitterte wirtschaftliche, diplomatische und ideologische Kämpfe. Gegensätzliche Interessen bedingten gegenseitiges Misstrauen und Feindseligkeit in der eskalierenden ideologischen Auseinandersetzung.