Die Stasi

 

das Stasiwappen
das Stasiwappen

Der Staatssicherheitsdienst, Kurzbezeichnung für das „Ministerium für Staatssicherheit” (MfS), umgangsprachlich Stasi genannt, wurde am 8. Februar 1950 gegründet und zu einem Kontrollapparat formiert. Als ''Schild und Schwert der Partei'' sollte sie der SED1 Macht sichern. Offiziell wurde die Stasi 1990 aufgelöst.

Sie war eines der wichtigsten Herrschaftsinstrumente der SED und mit Ausrichtung auf die Ziele von Partei und Staat diente sie dem Machterhalt.

Ministerium für  Staatssicherheit in  Berlin Lichtenberg
Ministerium für Staatssicherheit
in Berlin Lichtenberg

Von Beginn an war die Stasi am KGB2 orientiert und bis Mitte 1952 direkt von ihm geführt. Danach waren sowjetische ''Berater'' (Verbindungsoffiziere; Sitz des KGB war in Berlin-Karlshorst mit etwa 1 000 Mitarbeiter) für die enge Zusammenarbeit verantwortlich, was seit den 1960er-Jahren vertraglich geregelt war. Während der Amtszeit (1971–1989) des SED-Chef Erich Honecker erfolgte ein extensiver Ausbau des Staatssicherheitsdienstes.

In einem Land von zirka 17 Millionen Einwohnern verfügte die Stasi 1989 über etwa 91.000 hauptamtliche und ungefähr 171.000 inoffiziellen Mitarbeitern (IM3), davon vermutlich über 20.000 IM in der Bundesrepublik Deutschland. Während es im Dritten Reich ein Gestapo-Agent pro 2.000 Einwohner gab und in der Sowjetunion von Stalin ein KGB-Agent auf 6.000, gab es in der DDR auf jeden 63. Einwohner einen Agenten oder Informanten.

Erich Honecker
Erich Honecker

Die Stasi war ein Staat im Staate und besaß ein ausgedehntes Informations- und Spitzelsystem. Der Dienst bei der Stasi war dem Wehrdienst gleichgestellt.

Zu den Aufgaben der Stasi gehörten ein innenpolitisches Unterdrückungs- und Überwachungsinstrument der Parteiherrschaft und eine außenpolitische Spionage. Die Stasi hatte eigentlich weniger die Aufgabe, für die Sicherheit der DDR in der Welt zu sorgen, sondern viel mehr die SED vor Gegnern im Land selbst zu schützen.

Erich Mielke, Leiter der Stasi von 1957 bis 1989, hatte ein ausgeprägtes Feindbild und sahe überall Gegner. Feind war, wer anders dachte. Deshalb waren sie in allen Bereichen vorzufinden. Mielkes Meinung war: „Jeder Mensch ist ein potentielles Risiko für den Staat.“

von links: Erich Mielke, Erich Honecker, Walter Ulbricht
von links: Erich Mielke, Erich Honecker, Walter Ulbricht

Damit richtete sich die Satsi insbesondere gegen die DDR-Bürger. Die Mitglieder der Stasi hatten somit die Aufgabe, auffällige DDR-Bürger zu beschatten und zu melden, wenn sie Verdächtiges wie etwa eine Flucht planten. Auch wer Kontakte in den Westen hatte, aus der DDR ausreisen wollte oder über den Sozialismus lästerte, wurde denunziert, systematisch schikaniert und riskierte schwere Konsequenzen für sich und seine Angehörigen im Alltag, etwa im Berufsleben. Wer sich verdächtig verhielt, hatte zum Beispiel keine Chance auf einen Studienplatz oder keine Möglichkeit zu einer persönlichen Karriere.

Abhörausrüstung
Abhörausrüstung

Die Stasi diente als politische Geheimpolizei u. a. dem Schutz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung, der Überwachung von Bevölkerung, Betrieben und Verwaltung sowie der Nachrichtenbeschaffung aus dem Ausland (einschließlich Spionageabwehr). Über Jahre hinweg wurden von der Stasi Telefonate abgehört, Wanzen installiert, Briefe abgefangen und sogar persönliche Daten wie etwa Krankenakte ausspioniert. Die Stasi nutzte dazu ein besonders perfides Instrument: die 'Inoffiziellen Mitarbeiter' (IM). Sie lieferten verdeckt Informationen an das Ministerium. Freunde, Bekannte oder Ehepartner spionierten sich gegenseitig aus - manchmal aus politischer Überzeugung, manchmal, um Vergünstigungen zu erhalten. Da niemand genau wusste, wer von seinen Bekannten und Verwandten bei der Stasi war, trauten die DDR-Bürger keinem. Die Stasi selbst blieb dabei meist im Hintergrund, die Repressalien geschahen verdeckt.

ein Stasiagent bei der Arbeit
Abhören von Telefongesprächen

Offiziere im besonderen Einsatz (OibE) waren seit den 1960er Jahren hauptamtliche Mitarbeiter der Stasi in den Bereichen Abwehr und Aufklärung. Meist wurden sie in für die Auslandsaufklärung nutzbaren oder für sicherheitsrelevant erachteten Positionen im Staatsapparat (z. B. Außen- und Außenhandelsministerium, Apparat des Ministerrats, Ministerium des Innern), in Institutionen, Betrieben (z. B. Außenhandelsbetrieben) und Organisationen eingesetzt .

Die Stasi gehörte als Ministerium zwar der Regierung an, war ihr gegenüber jedoch nicht weisungsgebunden, unterstand aber der Abteilung Sicherheit beim Zentralkomitee der SED.

Einige Zeugenaussagen

Julia wurde verdächtigt, weil sie einen italienischen Freund hatte (ihre Korrespondenz wurde regelmäßig gelesen). Sie fand keine Arbeit und wäre nicht von der erdrückenden Überwachung befreit worden, wenn sie nicht bereit gewesen wäre Menschen, die Teil ihres Lebens waren, bespitzeln.

Auch wurde der Vater des ehemaligen Stasi-Agenten Hagen Koch, Lehrer von Beruf, gezwungen, der Partei beizutreten, um die Internierung in einem sowjetischen Lager zu vermeiden.

Mario Röllig, Homosexueller, war im Alter von 17 Jahren mit einem Westberliner Politiker befreundet. Die Stasi-Männer besuchten ihn und zwangen ihn, die Beziehung zu beenden oder seinen Partner auszuspionieren. Wegen seiner Weigerung, verlor er seinen Job, wurde verfolgt und überwacht.

Zu den Opfern der Stasi zählen:

  • Rudolf Bahro
    Rudolf Bahro
    der Pilosoph, Umweltschützer und Politiker Rudolf Bahro
  • der DDR-Regime-Kritiker und Kriegsdienstverweigerer Nico Hübner
  • der Fußballspieler und der -trainer Jörg Berger
  • der Dichter und Liedermacher Wolf Biermann
  • der Exponent der Bürgerrechtsbewegung und Schriftsteller Jürgen Fuchs
  • der Fußballspieler Lutz Eigendorf
  • der Fluchthelfer Michael Gartenschläger
  • der Schriftsteller, Maler und Komponist Florian Havemann
  • der Lichtkunst-Künstler und author Gert Hof
  • die Politikerin Vera Lengsfeld
  • der Jurist Walter Linse
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1 SED = Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) war eine in der sowjetischen Besatzungszone aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) 1946 zwangsvereinigte politische Partei. Sie entwickelte sich unter Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht zur führenden Partei, zur so genannten „Staatspartei“. Die führende Rolle der Sozialistischen Einheitspartei (SED) war in der Verfassung festgeschrieben. Das politische System der DDR wird auch als „Parteidiktatur“ bezeichnet. Bei den demokratischen Wahlen gewann die SED mit einer Wahlbeteiligung von 99,9%. Wer zur Wahl in die Wahlkabine ging statt den Wahlzettel vor den Augen aller anzukreuzen, machte sich verdächtig, ebenso Bürger, die nicht zur Wahl erschienen. Sie wurden abgeholt und verhört. Nur einmal wurde in der DDR demokratisch gewählt und zwar nach dem Mauerfall am 18. März 1990.

2 Der KGB [von russ. Komitet Gosudarstvennoj Bezopasnosti = Komitee für Staatssicherheit], der Geheimdienst der früheren Sowjetunion mit seiner Zentrale in Moskau hatte als 'Schwert und Schild der Partei' v. a. die Herrschaft der KPdSU in der UdSSR zu sichern, übernahm die Überwachung und Ausschaltung der inneren Opposition (Dissidenten), den Schutz der Staatsgrenze und die Kontrolle des Funktionärs- und Staatsapparates. Neben der Auslandsspionage (Agentennetz, Besetzung wichtiger Stellen in diplomatischen Vertretungen) gehörte auch die Einflussnahme auf die Entwicklung in den Ostblockländern und in verschiedenen Staaten der Dritten Welt zu seinem Auftrag.
Nach seiner maßgeblichen Beteiligung am Putschversuch gegen Staatspräsident M. S. Gorbatschow im August 1991 wurde im Oktober 1991 die Auflösung des KGB beschlossen; er blieb jedoch - zergliedert in drei einzelne Dienste (Interrepublikanischer Sicherheitsdienst, zentraler Aufklärungsdienst, Grenzschutztruppen) - bestehen.
Mit dem Zerfall der UdSSR im Dezember 1991 organisierte die russische Regierung die Inlands- und Auslandstätigkeit des Geheimdienstes neu (mehrere Umstrukturierungen sowie Umbenennungen). Der 'Auslandsaufklärungsdienst' (russische Abkürzung SWR) übernahm Aufgaben eines zivilen Auslandsnachrichtendienstes. Nach der Auflösung des 'Ministeriums für Sicherheit' (russische Abkürzung MBR) im Dezember 1993 trat an dessen Stelle der 'Föderale Dienst für Gegenaufklärung' (russische Abkürzung FSK); durch ein 1995 verabschiedetes Gesetz erhielt der seitdem 'Föderaler Sicherheitsdienst' (russische Abkürzung FSB) genannte Inlandsgeheimdienst erweiterte Befugnisse. Im März 2003 wurden dem FSB im Rahmen einer Restrukturierung und Machtkonzentration der Sicherheitsbehörden die Grenzschutztruppen unterstellt und nach Auflösung des für die Kommunikationsüberwachung zuständigen Dienstes FAPSI auch dessen Kompetenzen übertragen.

3 IM = Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der DDR war eine Person, die verdeckt Informationen an das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) lieferte, ohne formal für diese Behörde zu arbeiten. Ein Teil der Inoffiziellen Mitarbeiter handelte aus politischer Überzeugung, andere versprachen sich davon Vergünstigungen oder sie wurden unter Druck gesetzt. Die Kooperationszeit währte durchschnittlich 6 bis 10 Jahre, konnte in Einzelfällen aber auch wesentlich länger dauern.
Die Stasi verfügte über ein Netz aus IMs in allen Bevölkerungsgruppen der DDR und bildete somit ein tragendes Element des Überwachungssystems der SED-Diktatur. Bei den Informationen handelte es sich in der Regel um Berichte über das Verhalten von Personen aus dem persönlichen oder beruflichen Umfeld des IMs. Häufig wurden Kollegen, Bekannte, Freunde und sogar Familienangehörige bespitzelt.
Mit der Öffnung der Archive der Stasi im Zuge der deutschen Wiedervereinigung gelangten die Berichte und die Identität zahlreicher IM ans Tageslicht, was zur Aufklärung etlicher menschlicher Tragödien führte. Gleichzeitig zerbrachen viele Freundes- und Paarbeziehungen, nachdem die Spitzeltätigkeit einer der Personen gegen die andere bekannt wurde.
Die Satsi führte im Laufe ihrer Existenz rund 624.000 Menschen als Inoffizielle Mitarbeiter, die Dossiers von über 6 Millionen Menschen verfassten.