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Einteilungen des ständischen Systems
(Teil 1 von 3)
ie Ständeordnung, ein gesellschaftliches Ordnungsmodell im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, gliederte sich in mehrere Stände, also in rechtlich und sozial abgeschlossene Gruppen, deren Zusammensetzung auf Abstammung, Besitz, Beruf und Bildungsgang/Bildungsgrad beruhte. Standesgrenzen bestanden vor allem durch unterschiedliche Herkunft.
Die Zwei-Stände-Ordnung
Die einfachste Vorstellung unterschied nur Hohe und Niedrige, Mächtige und Schwache, Obrigkeit und Untertanen, Freie und Unfreie. Dabei konnte dieselbe Person in ihren Beziehungen zu verschiedenen Mitgliedern der ständischen Gesellschaft gleichzeitig Obrigkeit und Untertan sein. Der Adlige war zum Beispiel Herr über die Bauern seiner Grundherrschaft und ebenso Untertan des Königs. Grundsätzlich waren die Stände bevölkerungsmäßige Großgruppen, die sich durch Geburt, Beruf, Besitz sowie Bildung von einander unterschieden.
Die Drei-Stände-Ordnung
Verbreitet war aber die Drei-Stände-Ordnung: Geistliche, Adlige und Bauern, eine Pyramide hierarchisch gegliederter Schichten.
Du bete demütig! Du schütze! Und du arbeite!
Die Ständeordnung war als Spiegelbild der himmlischen Ordnung gerechtfertigt. Die Menschen des Mittelalters glaubten, dass Gott jedem Stand einen speziellen Dienst zugewiesen habe: das Beten, das Schützen und das Arbeiten.
An der Spitze stand im Himmel Gott, auf Erden standen der Adel, der selbst hierarchisch gestuft war:
- nach dem Kaiser bzw. bei den Geistlichen der Papst (1. Stand) an der Spitze kamen die
- Könige, Herzöge, Markgrafen, Grafen und Ritter bzw. bei den Geistlichen die Bischöfe (2. Stand), als Stellvertreter Gottes auf Erden, die von Gottes Gnaden herrschten. Gott im Himmel stellte man sich ebenfalls als Monarch auf dem Thron vor.
- Dann kamen die freien Bürger der Städte, die eine eigene
Hierarchie von ratsfähigen Patriziern, reichen Kaufleuten, Handwerkern,
Meistern, Gesellen und Lehrjungen bildeten. Die Handwerker waren in
Zünfte
organisiert.
Auf dem Land in den Dörfern war die große Mehrheit der Bevölkerung versammelt, die keine oder nur sehr begrenzte Herrschaftsrechte (z.B. gegenüber dem Gesinde) besaß. Es waren die Bauern, Knechte und Hörige (3. Stand).
Die Kirche bildete eine Parallelhierarchie vom Papst über die Kardinale, Bischöfe, Äbte, Pröpste, Kanoniker, Pfarrer, Mönche und Ordensbrüder.
Die 3-Ständeordnung
Die Ordnung im Jenseits
Diego Velázquez: Krönung der Jungfrau Maria
Auch die Ordnung des Jenseits wurde als Hierarchie vorgestellt: eine andere Ordnung konnte man sich überhaupt nicht denken.
An der Spitze stand natürlich Gott mit Christus, Maria, den Aposteln und seinen obersten Engeln. Dann kamen die himmlischen Heerscharen, die Propheten und biblischen Heroen, schließlich die Märtyrer, Heiligen und Seligen.
Am unteren Ende, als symmetrischem Gegenstück, gab es den Teufel mit seinen Heeren von Dämonen, Geistern und Unterteufeln, die die Seelen der verdammten in der Hölle quälten.
Zwischen Himmel und Erde wurde im Mittelalter noch das Fegefeuer1 geschoben, in dem diejenigen Sünder "brutzelten", die weder unschuldig waren noch lebenslänglich bekamen.
Marienmünster in Dießen: Seelen im Fegefeuer
Sie mussten eine Zeit abbüßen und konnten dabei von Freunden und Verwandten durch Seelenmessen und Ablässen2 unterstützt werden. Für sie musste man natürlich bezahlen. Auf diese Weise konnte die Familie mit ihren Toten in Verbindung bleiben.
Die Kirche muss man sich dabei als eine Bank vorstellen, die Heilsgüter und Gnademittel verwaltet.
1 Fegefeuer =
lat. Purgatorium auch Reinigungsort genannt; Begriff aus der katholischen Theologie: seit dem Mittelalter übliche Bezeichnung
für den Zustand der Läuterung (Reinigung) des Menschen nach dem Tod, die Vorbereitung der Seele auf den Himmel, das Paradies.
Die Lehre vom Fegefeuer (aus der Bibel nicht direkt zu begründen und deshalb von der evangelischen Theologie abgelehnt) geht davon
aus, dass im Tod endgültig über das Schicksal des Menschen entschieden wird und die in der Gnade Gottes Sterbenden durch
ein von der Sühnetat Christi und der Fürbitte der Kirche getragenes Leiden gereinigt und vollendet werden (arme Seelen).
- Eindrucksvolle dichterische Darstellung des Fegefeuers in Dantes "Divina Commedia".
2 Ablässe =
Begriff aus der katholischen Theologie. Sünde zieht göttliche
Strafe nach sich. Er ist dem dritten Teil des
Bußsakraments zugeordnet: 1. Reue des Herzens (contritio cordis)
2. Bekenntnis (confessio oris) 3. Genugtuung (satisfactio operis).
Die Kirche bietet im
Sakrament der Buße die Möglichkeit, Befreiung ("Absolution")
von der zeitlichen Sündenstrafe zu erlangen. Bei
einem Ablass wird die Strafe für Sünden aufgrund von guten
Werken (Gebete, Almosen, Pilgerfahrt) teilweise oder ganz getilgt.