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Vom 1. Mai und vom Maibaum in Bessarabien

Maibaum
Maibaum

die aus der alten Heimat mitgebrachten Sitte des Maifeierns gehörte ganz der Jugend und wurde festlich zelebriert.

In der Nacht auf den 1. Mai waren die Straßen der deutschen Siedlungen in Bessarabien von der männlichen unverheirateten Jugend beherrscht.

Die Aufstellung des 15-20m hohen Maibaumes kostete viel Kraft und Geschick und diese Arbeit musste bis zum Tagesanbruch geschafft sein.

Nachdem ein Baum als “Schönster“ im Dorf auserkoren und zum Maibaum gekürt wurde, ging es daran diesen, ohne jegliche technische Hilfsmittel, mitten auf dem Dorfplatz zu platzieren.

Maibaumaufstellen
Maibaumaufstellen

Die Fahnen der Maibäume trugen das Bild des jeweiligen Herrschers sowie auch die Jahreszahl des betreffenden Jahres und waren mit bunten Bändern und Glöckchen behangen. Zwei große, grüne Reisigbüsche, hoch oben in einem gewissen Abstand voneinander angebracht, vervollständigten die Schönheit dieser Bäume.

Maitanz
Maitanz

Nachdem der Maibaum stand, begann das eigentlich Fest, bei dem man um den Maibaum tanzte und das Erwachen der Natur besang.

Bei solch einem Feiertag gehört aber auch die Liebe dazu. Weil der Tanz in den Mai als ein Fruchtbarkeitsfest galt, konnten verliebte Männer aber auch kleinere Baumzweige an die Tür ihrer Geliebten bringen und somit ein Liebesgeständnis ablegen.

 

In Arzis wurde das Maifeiern allerdings 1843 von Pastor Friedrich Gottfried Waldemar Croon verboten. Erst Jahrzehnte später, mancherorts erst nach dem 1. Weltkrieg, wurde die alte Sitte wieder aufgegriffen und in verschiedenen Varianten bis zur Umsiedlung gepflegt.

 

Aber woher kommt nun das Maifeiern?

Karl der Große
Karl der Große

Die Ursprünge des Maibaum-brauchtums sind eigentlich nicht geklärt und sind umstritten. Der Mai, der 5. Monat des Jahres, ein Monat der im Zeichen der Freude über den Einzug des Frühlings steht, wurde von Karl dem Großen seit dem 8. Jahrhundert Wonnemond (althochdeutsch "wunnimanot" = Weidemonat) genannt, was darauf hinweist, dass man in diesem Monat das Vieh wieder auf die Weide treiben konnte.

 

keltischer Jahreskreis
keltischer Jahreskreis

Das Maifeiern war anscheinend schon 1500 v. Chr. bei den Kelten bekannt, für die der 1. Mai einer der wichtigsten Tage ihres religiösen Jahres war. Für sie war der 1. Mai (Beltane) der Beginn der Sommerzeit, in der die Erde wieder zum Leben erwacht. Für ihre Maifeier stellten sie Opferbäume auf, die sie vermutlich mit Bändern und Kränzen (symbolisch für die Sonne) schmückten.

Auch die Wikinger errichteten bei ihrem Frühlingsfest in der Nacht zum 1. Mai zu Ehren ihres Gewitter- und Wettergottes Thor den sogenannten Thorsbaum, ein zwei Mann hoher hölzerner Pfahl mit Blumenkranz.

Bartholomäus Spranger: Vulkan und Maia
Bartholomäus Spranger: Vulkan und Maia

Die Römer hingegen feierten den 1. Mai zu Ehren von Maia, der Göttin des Wachstums und der Fruchtbarkeit. Nach ihr wurde der Monat Mai benannt.

Die Germanen verehrten Bäume und glaubten, dass in jedem Baum eine Seele wohne, die sein Wachstum beeinflusste.

Für die Germanen galt die Zeit um den ersten Mai als heilig, weil die Natur wieder zu grünen begann und weil sich Freya, Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings, des Glücks und der Liebe, sich mit dem Himmelsgott Wotan verheiratete.

Freya sucht ihren Ehemann
Freya sucht ihren Ehemann Wotan

 

Odin
Wotan

Sie stellten dazu einen jungen Birkenstamm1 mit seinem frischen Grün auf, ein Symbol erwachender Frühlingsfreude nach einem harten Winter und ein Zeichen von Liebe und Verehrung. Die Germanen feierten ein großes Fest und im Zentrum stand der Maibaum, der auch die Fruchtbarkeit der Felder und der Dorfgemeinschaft positiv beeinflussen sollte.

 

Mit der sehr rigoros gehandhabten Christianisierung wurden die alten Bräuche zu Treffen finsterer Mächte umgedeutet und verdammt.

 

N. Meldemann: Maitanzen; (Holzschnitt aus dem 16. Jhr.)im Hintergrund eine Maistange, auf deren Spitze ein Hahn sitzt
N. Meldemann: Maitanzen; (Holzschnitt aus dem 16. Jhr.)

Erst im Mittelalter (1224) taucht in einem Bericht des Zisterziensermönches Caesarius von Heisterbach ein Maibaumaufstellen wieder auf. Nun wurde der Maibaum zum Sinnbild der Zuversicht und Hoffnung auf eine glückbringende, fruchtbare Frühjahrs- und Sommerzeit. Die Bäume wurden dabei nur mit bunten Bändern geschmückt.

Maitanz

Da es auch als Liebesbeweis galt, wenn ein junger Mann seinem Mädchen einen bunt geschmückten Baum vor die Tür stellte, wurden jedes Jahr immer mehr Bäume gefällt.

Vom 13. bis 18. Jahrhundert wurde der Maibaum immer wieder als unflätig und unchristlich bezeichnet und es wurde versucht die Maibaumbräuche zu verbieten und abzuschaffen.

Der Maibaum aber lebte weiter. Schon im 16. Jahrhundert war das Erklettern eines Maibaumes bei Wettkämpfen bekannt gewesen.

1. Mai 1933

Mit der Zeit wurde der Maibaum zu einem Nationalsymbol. Der Nationalstolz einer Region kam an der Höhe der Bäume zum Ausdruck. Während der Nazizeit war der 1. Mai per Erlass von 1933 zum „Tag der nationalen Arbeit“ erklärt und kaum ein Dorf konnte sich den mit großem propagandistischem Aufwand inszenierten Maifeiern entziehen.

Die Bräuche haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Die wenigsten wissen wahrscheinlich noch um den Ursprung des Maifeierns. Übriggeblieben ist teilweise nur noch das als Scherz gedachte Beschädigen und Entwenden des Eigentums Anderer, um diese zu ärgern.

 

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1 Bei den Germanen galt die Birke als Baum der Liebe, des Lebens und der Wiedergeburt und galt als Helfer in Liebesnöten. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.

 

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